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DEEF-Blog 2018: A: Westbahn PA - Durch Ausschreibungen kann deutlich gespart werden

Irgendwann in naher Zukunft wird man nicht mehr umhin können, auch Verkehrsdienstleistungen bei der Eisenbahn in Österreich auszuschreiben, auch wenn sich manche "Genossen" noch so streuben sollten. Nachfolgende PA der Westbahn GmbH erreichte uns vor wenigen Tagen, sie sei hier für unsere Leser ungekürzt wiedergegeben:

 

Die verschwenderische Direktvergabe in der Ostregion oder:
Wofür es wirklich höchste Eisenbahn ist

 
WESTbahn möchte Bund und Ländern endlich beim Sparen helfen dürfen


(Wien, 30. November 2018) Die Arbeiterkammer Wien hat gestern in einer Aussendung darauf hingewiesen, dass es „höchste Eisenbahn“ ist, den Bahnverkehr in der Ostregion für die nächsten Jahre zu sichern. Dem stimmt die WESTbahn vollinhaltlich zu, aber es sollte richtig gemacht werden.


Völlig verschwenderisch ist nämlich der Ansatz der AK, wie das zu passieren hat: Die AK will eine weitere teure und unwirtschaftliche Direktvergabe im Bahnverkehr für eine Leistungsbestellung – und lässt auch gleich wissen, dass zu bisher 400 Mio. EUR pro Jahr nur an Zuschuss zum Verkehr noch ein kräftiger Zuschlag notwendig ist. Die Steuerzahler dürfen sich schon jetzt bedanken – es wird so richtig teuer, wenn das BMVIT als Erfüllungsgehilfe der AK auftritt.Denn: Nicht Direktvergaben sind im Interesse der Bevölkerung, vielmehr ist die Verkehrspolitik gefordert, endlich wettbewerbliche Ausschreibungen umzusetzen (die von Deutschland bis Schweden und von Rumänien bis Großbritannien in der EU schon zum Standard wurden).


Genau deshalb ist daher die von der AK befürchtete Notvergabe für zwei Jahre (ab dem Ende des bestehenden Vertrages, der bis Dezember 2019 gilt) genau der einzig sinnvolle Ansatz, um in der Folge den Nahverkehr in der Ostregion endlich richtig auszuschreiben und damit über die Vertragslaufzeit hunderte Millionen Euro zu sparen.
Durch beispielsweise die deutsche Brille gesehen bedeuten Ausschreibungen nämlich einen offensiven Angebotswettbewerb führender Unternehmen und dadurch Bestpreise (also den besten Preis für die beste Qualität) und Einsparungen (konservativ gerechnet zumindest) von 20% oder mehr als Erfolge für die ausschreibenden Behörden im Vergleich zu früheren Allein-Direktvergaben an die DB.


Wir helfen bei der Rechnung: 20% von jährlich 400 Millionen Euro genannten bisherigen Kosten jährlich sind 80 Millionen pro Jahr, die mindestens einzusparen sind. Hochgerechnet auf zehn Jahre (die übliche Vergabedauer bei Direktvergaben) ergibt das 800 Millionen Euro – eine Summe die das BMVIT und der Finanzminister hoffentlich lukrieren will. Was ließe sich damit nicht alles tun? Ach ja: Man könnte mit der Summe beispielsweise mehr Verkehre vergeben, so dass auch Regionen, die in der Vergangenheit nur wenig beachtet wurden, wieder mehr öffentlichen Verkehr bekommen, oder man könnte neue Fahrzeuge finanzieren, ohne mehr Geld der Steuerzahler einsetzen zu müssen.
Die WESTbahn fordert, unbedingt beim Sparen helfen zu dürfen und ist hoch interessiert an wettbewerblichen Ausschreibungen. Eine Beteiligung an einer Ausschreibung in der Ostregion, auch in möglicher Kooperation mit einem europäischen Partner, sagt das Unternehmen jederzeit zu.


Wenn der VOR (wie die AK leider kritisch statt anerkennend anmerkt) um das Geld diskutiert, dann ganz sicher nicht ohne Grund. Vielmehr lässt sich vermuten, dass die positive wirtschaftliche Erfahrung von Busausschreibungen motiviert haben, sparsam zu agieren. Hoffentlich ist dem BMVIT der Steuerzahler nicht egal, hoffentlich ist das BMVIT dem Steuerzahler gegenüber loyal. Jetzt besteht für das BMVIT die Chance für eine Not- und Vollbremsung, um nicht AK-Erfüllungsgehilfe bei einer teuren Direktvergabe mehr im Nahverkehr zu sein.


Wettbewerb ist gut und richtig – und er kommt ab Ende 2023 zwingend in der EU auch für die Bahn. Dr. Erich Forster, CEO der WESTbahn, sagt: „Was im Flugverkehr bekanntermaßen der ultimative Segen für niedrigen Kundentarife ist, also der Wettbewerb, wird im Bahnverkehr der Steuerzahler-Segen für die günstigere Bestellung von Verkehrsleistungen sein. Wir hoffen also, das BMVIT verpasst nicht auf Geheiß der AK die letzte Chance für die Steuerzahler, Geld zu sparen, indem endlich wenigstens in der Ostregion auf Wettbewerb für die Leistungsvergaben gesetzt wird. Es ist tatsächlich allerhöchste Eisenbahn.“

 

westbahn salzburg hbf

 

Fazit:

 

Bei sachlicher Betrachtung kann man eigentlich nur ein Befürworter verpflichtender Ausschreibungen von Verkehrsdienstleistungen sein, denn wie jedem einfachen Kaufmann klar sein muss: Wenn nicht ausgeschrieben wird, wenn man keine Vergleichsangebote einholt, dann kann der Lieferant eigentlich verlangen was er will, denn man hat ja keinen Vergleich und im Fall der Verkehrsdienstleistungen wird dann einfach der Steuerzahler zur Kasse gebeten. Und da geht es um Milliarden Euro, die einfach ohne Einholung von Gegenangebot einem Anbieter, den ÖBB, zugeschaufelt werden. Das kann doch bitte nicht wahr sein!

 

Von solch paradiesischen Zuständen kann jeder kleine Unternehmer nur träumen, denn in der Privatwirtschaft wird bei jedem noch so kleinen Projekt bzw. Auftrag um einige hundert Euro mindestens ein Gegenangebot eingeholt und derjenige Lieferant oder Produzent wird dann den Auftrag erhalten, der bei gleicher Leistung weniger Geld verlangt, dh. derjenige wird zum Zug kommen, der seinen unternehmerischen Gewinn, der ja vom Finanzamt vorgeschrieben wird, knapper bzw. besser kalkuliert hat. Diesen Faktor "Gewinn" scheinen manche Totalverweigerer von Ausschreibungen ja nicht zu behirnen, wenn immer mit dem Märchen argumentiert wird, das alternative (private) Anbieter ja de facto die gleichen Produktionskosten hätten und dann eben nur beim Personal und bei der Qualität und Sicherheit eingespart werden kann. Mit dieser kleingeistigen Mär muss endlich aufgeräumt werden und Aufklärung betrieben werden: Es ist der kalkulierte GEWINN, der den Preisunterschied vor allem ausmacht und nicht, dass dann die Mitarbeiter versklavt werden. In diesem GEWINN sind natürlich auch die hohen Managergehälter und Bonuszahlungen inkludiert - hier kann wirklich ohne Scheu eingespart werden!!

 

Bei der Jahrestagung der ÖVG 2017 in Salzburg berichtete der ehem. Verkehrsplanungschef für Bayern, Ministerialdirigent i.R. Dieter Wellner, der federführend bei den Ausschreibungen der Verkehrsdienste in Bayern involviert war, dass sich die Ausschreibungen in Bayern bewährt haben. Bei gleichen Kosten konnten in Bayern die Verkehrsdienste um 50% gesteigert werden. Also 50% mehr Angebot für die Fahrgäste bei gleichen Kosten allein durch Ausschreibungen - und da verweigert man sich auch von staatlicher Seite her in Österreich immer noch den Ausschreibungen??!

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Bericht von: Dr. Michael Alexander Tiberius Populorum, Chefredakteur und Leiter DEEF; 

Erstmals Online publiziert: 12. Dezember 2018; Ergänzungen: -

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Last modified  Mittwoch, 12. Dezember 2018 10:12:12 +0100
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