Endlich konnte
ein Nadelöhr im nationalen wie internationalen Eisenbahnverkehr beseitigt
werden, nämlich der bis dato nur 2-gleisige Abschnitt von Freilassing bis
zur Staatsgrenze zu Österreich an der Brücke über die Saalach. Während auf
der Österreichischen Seite im Gefolge des Ausbaus des Salzburger
S-Bahn-Systems bereits bis zur Saalachbrücke 3 Gleise lagen, war die
Bayerischen Nachbarn zeitlich in Verzug geraten, vor allem bedingt durch
den Einspruch eines örtlichen Baulöwen gegen die Vergabe des Bauprojekts.

das war der
Spatenstich vor einigen Jahren
Rechtzeitig zum
Fahrplanwechsel 2017/18 erfolgte nun die Freigabe des 3. Gleises vom
Freilassinger Bahnhof über die an die alte denkmalgeschützte Brücke von
1860 angebaute neue Brücke hinüber zur S-Bahn Haltestelle
Salzburg-Liefering und weiter zum Salzburger Hauptbahnhof.
Vor allem der
Regionalverkehr profitiert von dieser Kapazitätserweiterung und so kann
man nun seit dem Fahrplanwechsel wochentags 4x pro Stunde einen
Regionalzug zwischen Salzburg Hbf und Freilassing nutzen. Im
internationalen Kontext bedeutet das 3. Gleis, dass der
Personen-Fernverkehr und der Güterverkehr auf dieser so genannten
"Magistrale für Europa" (Paris - Straßburg - Stuttgart - München -
Salzburg - Wien - Budapest) weniger verspätungsgefährdet ist und weiter
ausgebaut werden kann. Man denke dabei nur an den Ausbau der bis dato
eingleisigen und bis dato nicht elektrifizierten Strecke Mühldorf am Inn -
Freilassing, auf der neben dem Personenverkehr vor allem Güter aus dem
Chemiedreieck zu den Häfen an der Adria (bspw. Koper oder Triest)
transportiert und dann weiterverschifft werden können. Man würde sich
dabei im Vergleich zum heutigen Transportweg über Rotterdam 4 Tage sparen
- hier deuten sich große Potentiale an.
In einem
Festzelt am Freilassinger Bahnhof fand die offiziellen Feierlichkeiten am
Montag 11. Dezember 2017 statt. Davon nachfolgend ein paar Fotos.

Franz Bauer,
Vorstandsdirektor der ÖBB Infa

Peter Ramsauer,
ehem. dt. Verkehrsminister, im Landkreis wohnhaft

Bayerns
Staatskanzleiminister Marcel Huber

Salzburgs
Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf

Salzburgs
Verkehrslandesrat Hans Mayr

Freilassings
Bürgermeister Josef Flatscher

Die hohe
Geistlichkeit segnet die Strecke und wünscht keine technischen Pannen und
keine Verspätungen

Das
Eröffnungsband ist zerschnitten (rechts am Foto noch der Landrat BGL
Schorsch Grabner)

Auf den beiden
Stumpfgleisen (bayerisch Gleisstutzen) wurden früher Lokomotiven
abgestellt, seit 10.12.2017 fahren hier die S-Bahnen und Regionalzüge
Richtung Salzburg ab

Der
Pressebericht im Original:
Drittes Gleis Freilassing – Salzburg beseitigt Nadelöhr an
wichtigem Grenzübergang
Zum Fahrplanwechsel nehmen DB und ÖBB das neue Gleis offiziell in Betrieb
– mehr Platz für die Salzburger S-Bahn
(Freilassing, 11. Dezember 2017) Mit dem zusätzlichen Gleis wird der
Zugverkehr am deutsch-österreichischen Grenzübergang noch
leistungsfähiger. Die S-Bahn Salzburg kann durch die erweiterte
Gleiskapazität verstärkt neben dem grenzüberschreitenden Personenfern- und
Güterverkehr fahren. Auf der nunmehr dreigleisigen Strecke zwischen
Freilassing und Salzburg verkehren künftig sechs Personenzüge, darunter
vier ÖBB-Nahverkehrszüge, pro Stunde und Richtung. Bei der feierlichen
Inbetriebnahme am Montag in Freilassing betonten Vertreter von Politik und
Bahnen die regionale und überregionale Bedeutung des Ausbaus.
„Dieses Nadelöhr im europäischen Bahnnetz hat mich viele Jahre
beschäftigt. Ich bin überglücklich, dass wir es jetzt beseitigt haben“, so
Dr. Peter Ramsauer in Vertretung des Bundesverkehrsministers. Herbert
Kasser, Generalsekretär im österreichischen Bundesverkehrsministerium
freute sich: „Die Fertigstellung des dritten Gleises ist eine wichtige
Investition in die Zukunft des Bahnverkehrs beider Länder, von welcher
noch viele Generationen profitieren werden. Direkt an den Bahnverkehr
angeschlossen zu sein, ist es wichtiges Asset, um den Menschen vor Ort
einen einfachen, sicheren, modernen und vor allem barrierefreien Zugang
zum öffentlichen Verkehr zu ermöglichen.“
Bayerns Staatskanzleiminister Dr. Marcel Huber hob hervor: „Bayern und
Österreich können nicht nur Brücken bauen, sondern auch Gleise. Ziel ist
es, auch grenzüberschreitend den Nahverkehr zu optimieren. Gleichzeitig
bedeutet die heutige Streckeneinweihung auch einen weiteren Etappensieg
für die ABS 38. Wir kommen mit kleinen Schritten, aber konsequent und
entschlossen einer durchgehend zweigleisigen, elektrifizierten Bahnstrecke
von München über Mühldorf nach Freilassing näher. Ein guter Tag für alle
Pendler!“
Der Salzburger Landesrat Hans Mayr argumentierte: „Der Ausbau des
Streckennetzes zwischen Salzburg und Bayern stellt einen wichtigen Beitrag
zur Kapazitätserweiterung und Stärkung des Nahverkehrssystems zwischen
Salzburg Hauptbahnhof und Freilassing dar. Das dritte Gleis wird für die
S-Bahn auf dieser Strecke genutzt, daher kommen die Fahrgäste bereits nach
15 Minuten an ihrem Ziel an. Der Fern- und Güterverkehr verläuft nun
ungehindert auf den übrigen Gleisen. Weiters werden die Züge der S3
zweistündlich von Schwarzach-St. Veit bis Saalfelden mit 10. Dezember
verlängert. Die Anbindung wichtiger Stadtteile an das S-Bahn-Netz wird
durch die Errichtung von vier neuen Haltestellen bei gleichzeitiger
Erhöhung der Taktfrequenz auf vier Verbindungen pro Stunde gewährleistet.
Somit werden diese Linien für Schüler und Pendler noch komfortabler und
durch die Berücksichtigung der Verknüpfung mit dem Stadtbus wesentlich
attraktiver.“
Klaus-Dieter Josel, bayerischer DB-Konzernbevollmächtigter resümierte:
„Mit dem dritten Gleis in Freilassing und der bereits im Mai 2017
eröffneten Zweigleisigkeit zwischen Mühldorf und Tüßling haben wir in
diesem Jahr gleich zwei Nadelöhre auf einer wichtigen Strecke in
Südostbayern aufgelöst. Damit geht der Streckenausbau von München bis zur
deutsch-österreichischen Grenzregion weiter voran.“
Franz Bauer, Vorstandsdirektor der ÖBB Infrastruktur AG sagte: „Das
Projekt „Drittes Gleis Freilassing – Salzburg“ der DB Netz AG ergänzt den
seit vielen Jahren laufenden Netzausbau der ÖBB für das Salzburger
S-Bahn-Netz. Die Kapazitätserweiterung des S-Bahn-Netzes findet nun mit
dem Zusammenschluss der deutschen und österreichischen Schienen ihren
Abschluss. Viele Pendler zwischen dem Berchtesgadener Land und dem
Salzburger Zentrum werden von der besseren Betriebsqualität profitieren.“
Im Rahmen des 60-Millionen-Euro-Projektes entstanden auf deutscher Seite
vier Brücken, 1,6 Kilometer neues Gleis und ein neuer Bahnsteig für die
S-Bahnen im Bahnhof Freilassing. Eine eingleisige Brücke wurde ergänzend
zur denkmalgeschützten Brücke über die Saalach neu gebaut. Zwei Brücken in
Freilassing hat die DB Netz AG erweitert und eine weitere als
Kreuzungsmaßnahme mit der Stadt komplett erneuert. Insgesamt wurden
entlang der Baustellenstrecke etwa 1,8 Kilometer Schallschutzwände neu
gebaut.
Der Streckenausbau nach Freilassing besteht auf österreichischer Seite aus
drei Abschnitten und umfasste ebenso mehrere Meilensteine: die
Inbetriebnahme des Abschnitts Taxham im Jahr 2006, die Inbetriebnahme des
Abschnitts Salzburg Hauptbahnhof–Salzburg Taxham Europark im Jahr 2008
sowie die Inbetriebnahme des Abschnitts Liefering im Jahr 2013.
Die Fertigstellung des dritten Gleises ist ein Meilenstein im Bauablauf
entlang der Ausbaustrecke (ABS) 38 von München über Mühldorf nach
Freilassing. Die ABS 38 umfasst ein ganzes Bündel aufeinander abgestimmter
Teilprojekte, die den zweigleisigen Ausbau und die Elektrifizierung
entlang der Strecke verfolgen. Auch aus europäischer Sicht ist die Strecke
als Teil des transeuropäischen Korridors „Rhein-Donau“ von zentraler
Bedeutung.

Fazit:
Endlich ist es
geschafft, wenngleich noch Vieles zu tun ist. Das Wichtigste:
-
4
Regionalzüge pro Stunde sind zwar schon mal recht gut, allerdings sollte
man sich schleunigst daran machen, diese Züge zu vertakten, sprich exakt
alle 15 Minuten sollten diese Züge fahren. Aktuell fahren sie tw.
kunterbunt
-
Freilassing
sollte in die Kernzone Salzburg aufgenommen werden, ebenso wie die
sonstigen Umlandgemeinden Salzburgs. Denn diese gehören funktionell
zusammen und laufend irgendwelche "Aufzahlungen" machen zu müssen ist
gar nicht "cool und sexy" für die Fahrgäste
-
Der Bahnhof
von Freilassing gehört dringend saniert, sprich zumindest barrierefrei
adaptiert
-
Dass man
beim Brückenbau auf die Fußgänger und Radlfahrer "vergessen" hat ist
wirklich schade
-
Mühldorf -
Freilassing sollte schleunigst 2-gleisig ausgebaut und elektrifiziert
werden
-
Es kann
durchaus sein, dass die Kapazitäten in wenigen Jahren wiederum erschöpft
sein werden - da wäre es wohl sinnvoll gewesen, die Strecke Freilassing
- Salzburg durchgängig 4-gleisig auszubauen, wie sie es bspw. im Bereich
der Haltestelle Sbg. Taxham Europark bereits ist. Durchgängig 2 Gleise
für die Fernbahn und den Güterverkehr, 2 Gleise für den Nahverkehr.
Schade dass man wieder nur das minimal Notwendige gemacht hat
Ihre Meinung? redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org

Für gute Stimmung im Festzelt sorgte die Musikkapelle der Stadt
Freilassing
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die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren. Der investigative
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Anstoß geben und ist nicht Selbstzweck sondern dem Wohle der Eisenbahn
verpflichtet

Bericht von: Dr.
Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;
Erstmals Online
publiziert: 12. Dezember 2017; Ergänzungen: 14.12.2017