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DEEF-Blog 2017:  ÖVG Forum "Hat der Bahngüterverkehr in der Fläche Zukunft?"

Am 7. Juni 2017 fand im Gewerbehaus 1030 Wien ein ÖVG-Forum zum Thema "Hat der Bahngüterverkehr in der Fläche Zukunft?" statt. Experten referierten dabei zu folgenden Themen:

 

Dipl. Ing. Walter BRENNER, Lokalbahn AG: Die Situation des Güterverkehrs auf Regionalbahnen

 

 

 

Conclusio:

Die Frage ist jedenfalls NICHT: Stirbt der Bahngüterverkehr in der Fläche? Sondern es stellt sich vielmehr die Frage:

 

Will man den Bahngüterverkehr in der Fläche sterben lassen?

 


Dipl. Ing. Tobias VANICEK, Schienen Control GmbH:  Bedienung der Anschlussbahnen

 

 

Auf 100 Streckenkilometer in Österreich kommen 19,7 Anschlussbahnen (vergleich D:  nur mehr 6,3). Von den 647 bedienten Anschlussbahnen in Österreich werden 30 von privaten EVUs bedient, der Rest von den ÖBB (Stand 2016).

 

Die Anzahl der AB ist in den letzten Jahren stetig gesunken (2010: 840, 2016: 647), ihre Bedeutung ist aber nach wie vor beträchtlich und ABs wurde in einigen Bundesländern wie bspw. Salzburg auch gefördert. Jede 4. AB befindet sich dabei im Ergänzungsnetz der ÖBB. Das Verkehrsaufkommen auf allen AB betrug 2016 immerhin 1,26 Millionen Waggons.

 

Die größten AB mit jeweils über bzw. bis 60.000 beigestellten Waggons sind die AB Voest Alpine Stahl Gmbh (Linz Mühlbachbahnhof), Ennshafen GmbH (Enns) sowie Sappi Austria Produktion GmbH (Gratwein-Gratkorn)

 


Prok. Peter KRONBERGER, GKP: Regionaler Güterverkehr der GKB

 

 

Resümee:

 

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Der Wettbewerber Straße hat aktuell Kostenvorteile, da nicht alle direkt fahrleistungsabhängigen Kosten durch den Lkw zu tragen sind. „Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren“ > z.B. Profiteur Rohstoffeinkauf; > fahrleistungsabhängiges Straßeninfrastrukturbenützungsentgelt fehlt

 

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Dadurch ergibt sich vielleicht auch eine geminderte Förderwirkung Schiene.

 

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Der Bahn-Güterverkehr in der Fläche lebt nach wie vor dort, wo besondere Systemvorteile vorliegen, z.B. schwere Transportgüter wie Rundholz.

 

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Allerdings wird der Lkw künftig auch immer effizienter werden (Platooning, …). Umso wichtiger ist diesfalls eine umfassende Wegekostenwahrheit

 

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Erst die Synergien mit anderen Unternehmensbereichen in der GKB (z.B. PV) ermöglichen dem Flächengüterverkehr trotz exakter Trennungsrechnung notwendige niedrige Kostenstrukturen.

 

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Bei der GKB nimmt aktuell der Einzelwagen-Güterverkehr durch ein paar wenige ambitionierte Unternehmen wieder leicht zu.

 


Erich ROHRHOFER, ÖBB Infra: Güterverkehr in der Fläche – strategische Betrachtung aus Sicht Assetmanagement

 

 

Zusammenfassung:

 

Österreich hat das dichteste Anschlussbahnnetz Europas mit immer noch ca. 400 Verladestellen - trotz zahlreicher Stilllegungen in den letzten Jahren seitens der ÖBB - 35% der Gesamttransportmenge wird im Einzelwagenverkehr transportiert.

 

Die Anforderungen an die ÖBB Infra aus EVU-Sicht ist die kostenoptimale Zurverfügungstellung der  nachgefragten Anlagen.

 

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Angebot in der Fläche sehr gut aufgestellt

 

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Förderpolitik des Bundes trägt Früchte

 

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Flächenerschließung muss Regeln folgen

 

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Klares Bekenntnis durch Eisenbahnverkehrsunternehmen = Planbarkeit

 

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Die ÖBB Infrastruktur setzt proaktive Maßnahmen um noch mehr Güterverkehr auf der Schiene zu ermöglichen

 

 


Mag. Karl ZÖCHMEISTER, RCA: Der Zubringerwert von Regionalbahnen im Güterverkehr

 

 

 

Credo der RCA:

Die Rail Cargo Group als Tochtergesellschaft der ÖBB bekennt sich zum Einzelwagenverkehr, jede einzelne Sendung zählt und unterstützt die Wirtschaftlichkeit bei Regionalbahnen.

 


Mag. Roland BECK, Traisen-Gölsental Regionalentwicklungs GmbH: Regionalisierung von Bahninfrastrukturen am Beispiel der Anschlussbahn Traisental und Transportmengenproblematik

 

 

Die ÖBB stellte die 1893 eröffnete Strecke bis St. Ägyd am Neuwald im Jahr 2010 für den Personenverkehr ein und wollte auch den Güterverkehr einstellen. Aufgrund des großen Bedarfs übernahm 2012 die Kleinregion Traisen Gölsental die Bahnstrecke und ertüchtigte die von den ÖBB heruntergewirtschaftete Strecke auf Streckenklasse C3. Dank Förderungen ist der Betrieb bis 2021 gesichert, Ziel ist es, die Strecke über diesen Zeitraum hinaus für die regionalen Betriebe zu sichern.

 

Einschätzungen aus regionaler Sicht:


Der Bahngüterverkehr
– bedarf der Mengen aus der Fläche zum Systemerhalt
– ist für die im internationalen Vergleich kleinstrukturierten österreichischen Wirtschaft in der Fläche notwendig
– braucht passende Strukturen in den anderen europäischen Ländern um zu funktionieren

 


Prof. Dr. Gerhard GÜRTLICH, NSB: Bedeutung der landwirtschaftlichen Produkte für die Schiene

 

 

 

Der Geschäftsführer der Neusiedler Seebahn GmbH brachte einen Vergleich zweier Bahnen im ländlichen Raum mit nahezu gleicher Länge aber mit völlig unterschiedlichen Personen- und Güterverkehrsströmen. Nämlich der Neusiedler Seebahn (Neusiedl am See - Pamhagen) sowie der Bahnstrecke Friedberg - Oberwart.

 

 


Mag. Matthias HUTTER, Austria Wirtschaftsservice GmbH: Förderung des Kombinierten Güterverkehrs und Schienengüterverkehr in der Fläche – ein Widerspruch?

 

 


Dipl. Ing. Dr. Ulrich PUZ, MBA, SCHIG: Weitere Förderungen für Regional- und Anschlussbahnen zur Steigerung des Güterverkehrs in der Fläche

 

 

 

Der Vortragende ging auf folgende Punkte ein:

 

1. Die Rolle der SCHIG mbH bei der Finanzierung des SGV
2. Förderprogramm „SGV in bestimmten Produktionsformen“
3. Anschlussbahn- und Terminalförderung

 

 

Zum Abschluss gab es eine Podiumsdiskussion "Wie kann man den Güterverkehr auf Regionalbahnen attraktivieren?"

 

 

 

Die Moderation erfolgte durch Dr. Karl-Johann Hartig sowie von Dr. Veronika Kessler, beide ÖVG.

 

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals Online publiziert: 30. Juni 2017; Ergänzungen: -

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Last modified  Freitag, 30. Juni 2017 21:09:54 +0200
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