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DEEF-Blog 2016: CZ: Neues aus der Gurkerlstadt - Ausflug nach Znaim

Ein einem schönen Sommertag im August entschloss ich mich, wieder einmal in der "Gurkerlstadt" Znaim (tschechisch Znojmo) vorbeizuschaun, ist es doch an die 20 Jahre her, seit ich das letzte Mal dort war und das mit dem Klexi und seinem Automobil.

 

Eigentlich ist Österreich ein kleines Land und die Fahrt von Salzburg nach Wien geht auch recht hurtig vonstatten, nur mehr 2 1/2 Stunden dauert die Fahrt im Railjet für die ca. 320 km lange Strecke. Allerdings dann wird es "zach" - nur alle 2 Stunden bedienen die ÖBB die sogenannte "Nordwestbahn" von Wien über Stockerau, Hollabrunn und Retz nach Znaim. Allerdings vormittags mit einer Lücke von 4 Stunden! Bis Retz geht es ja noch, bis dorthin gibt es Stundentakt, aber danach scheint sich der Wegfall des Eisernen Vorhangs noch nicht bis zum Management der Staatsbahn ÖBB durchgesprochen zu haben.

 

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2016 feiert die Stadt Znaim das 790. Jubiläum der Erhebung zur königlichen Stadt durch Přemysl Otakar I

 

Wie dem auch sei, ich habe die Reise auf mich genommen und es wurde ein schöner Ausflug. Zeitintensiv halt wie angedeutet, denn neben dem nur 2-stündlichen Takt dauert die Fahrt auch ganz schön lang, nämlich 1 Stunde und 31 Minuten für die 99 Streckenkilometer ab Wien Nord (Praterstern) und 1 Stunde 49 Minuten ab Wien Meidling. Das hat 2 Ursachen: Zum einen bedient der Regionalzug nach Znaim auf der Wiener S-Bahn Stammstrecke Meidling - Floridsdorf unverständlicherweise jede Station (das wäre eine reine Aufgabe für die S-Bahn) und zweitens ist die Fahrgeschwindigkeit auf dieser innerstädtischen Wiener S-Bahn-Strecke extrem niedrig - es ist anzunehmen, dass die alte Ischlerbahn schneller unterwegs gewesen ist.

 

Bei der Anreise nach Znaim auf der Nordwestbahn habe ich 2 erfreulich Entdeckungen gemacht:

Nein, die Pulkautalbahn wurde (noch) nicht reaktiviert, aber das Bahnhofsresti in Zellerndorf ist nach wie vor aktiv und in Retz gibt es wieder ein Bahnhofsresti (bei meinem letzten Besuch vor 2 Jahren war es dicht) und viele belegte Tische unter der Veranda des Hausbahnsteigs belegen, dass es auch gut zu laufen scheint. Da sollte ich doch bald mal vorbeischaun auf eine gute Jause und davon berichten!

 

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Ein fast herrschaftlicher Bahnhofskomplex entlang der Nordwestbahn mit aktivem Bahnhofsresti - Zellerndorf

 

 

Ab dem Raum Zellerndorf bis Znaim mäandriert die Strecke wie ein wilder Flusslauf, schön für einen Eisenbahntouristen aber wohl nervig für einen Pendler, der hier tagein tagaus massiv Zeit verliert.

 

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1116 123 schiebt am 15.8.2013 ihren Wieselzug von der Station Unterretzbach weiter gen Znaim

 

Der schönste Blick auf die Stadt Znaim, wo die Altstadt auf einem Hügel über dem eingeschnittenen Thayatal thront, ist den mit der Eisenbahn Anreisenden vorbehalten, nämlich von der stählernen Eisenbahnbrücke über die tief darunter fließende Thaya aus. Die Brücke steht als Denkmal unter Schutz und technische Denkmäler haben wohl in Tschechien einen höheren Stellenwert als in der angeblichen Kulturnation Österreich, wo sie nichts wert zu sein scheinen :-(

 

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Blick von der Eisenbahnbrücke über die Thaya auf die alte Königsstadt Znaim, aktuell mit 33.787 Einwohnern

 

 

Auch der Bahnhof von Znaim hat ein (gutgehendes) Bahnhofsresti, da bin ich natürlich eingekehrt, vorher allerdings habe ich die Situation am Bahnhof und danach in der Stadt dokumentiert - "Zuerst die Arbeit dann das Spiel" wie meine Oma Auguste Populorum, noch von der alten Schule, immer zu sagen pflegte.

 

Der Znaimer Bahnhof ist Knotenpunkt 3er Eisenbahnstrecken:

  1. Die Nordwestbahn Wien - Znaim, eröffnet 1. November 1871, errichtet von der Österreichischen Nordwestbahn Gesellschaft (ÖNWB)

  2. Die ebenfalls bis 1871 von der ÖNWB errichtete Strecke von Znaim weiter nach Kolin (km 0,0 ist Wien Nord)

  3. Die von der priv. Österreichisch-ungarischen Staatseisenbahngesellschaft (StEG) 1870 eröffnete Bahnstrecke Grusbach - Znaim  (Hrušovany nad Jevišovkou - Znojmo) mit der Verlängerung und heute meist durchgehend ab Znaim bedienten Strecke weiter nach Lundenburg (Breclav)

 

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Einfahrt in den Bahnhof Znaim, einem funktionellem aber architektonisch wenig bedeutendem Zweckbau. Am Hausbahnsteig wartet schon ein gelber Triebwagen (Markenbezeichnung "Regio Nova") auf seine Abfahrt nach Mährisch Budwitz (Moravske Budejovice), wohin tagsüber 2-stündliche bzw. stündliche Verbindungen bestehen. Manche Züge auf dieser Strecke fahren noch ein paar Stationen weiter bis Okříšky (früher Okříschko), von wo man u.a. regelmäßige Anschlüsse nach Iglau und Pilsen hat)

 

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City Shuttle Steuerwagen des Dosto-Wieselzuges auf Gleis 2, daneben der Regio Nova VT Richtung Mährisch Budwitz am Hausbahnsteig

 

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Auf Gleis 3 steht abfahrtsbereit der Regionalzug (tschechisch Os - Osobní vlak) nach Lundenburg (Breclav) gezogen von der Diesellok BR 714 211-0. So eine Komposition fährt auch auf der Strecke an den Lipno Stausee

 

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Bahnhofshalle Znaim - nicht prächtig aber funktionell und sauber

 

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Links das Bahnhofsbeisl, rechts das Restaurant. Von der Einrichtung her ähnlich aber rechts gibt es eine umfangreiche Speisenauswahl - gut und billig

 

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Der Zug aus Lundenburg (Breclav) ist angekommen, ein Triebwagen mit einem angehängten Schnellzugswaggon

 

 

Nachfolgend noch ein paar Impressionen aus dem netten Städtchen. Höchst erfreulich ist dabei zu vermerken, dass es nach einigen Jahren der "Durstrecke" nun wieder echtes Znaimer Bier, gebraut in Znaim, gibt (Brauerei Hostan)

 

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Der Hauptplatz in Znaim. Eigentlich recht harmonisch, wenn
nicht überall die stinkenden Blechkutschen herumstehen würden

 

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Eingang zum Brauereigelände, wo seit kurzem wieder eigenständig gebraut wird.
Die traditionsreiche Biermarke heißt Hostan

 

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Blick vom Burghügel im Bereich der Brauerei. Hoch über das Thayatal spannt sich die stählerne Eisenbahnbrücke

 

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Der Vater der Genetik, Gregor Mendel, war als Lehrer 2 Jahre am Gymnasium in Znaim tätig

 

Fazit:

Ein netter wenngleich etwas vor Ort kurzer (stressiger) Ausflug.

 

Wünsche an die Staatsbahn ÖBB:

Durchgehender Stunden-Takt nach Znaim (warum läßt man jeden 2. Zug in Retz wenden??)

Fahrzeit optimieren (nicht an allen Stationen in Wien halten, Geschwindigkeit Überland erhöhen durch diverse Maßnahmen)

Ihre Meinung?  redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org

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Im Bahnhofsrestaurant von Znaim - gut, billig und auch "authentisch"

 

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals Online publiziert: 10. August 2016; Ergänzungen: -

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Last modified  Mittwoch, 10. August 2016 08:39:29 +0200
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