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DEEF-Blog 2015: Die kleinen Unzulänglichkeiten bei einer Fahrt mit dem Railjet

Im RJ 66 am 12.12.2015, Waggon 27, Sitz 35 in der Business


Es sind doch oft auch die Kleinigkeiten, die einem zeigen, wie es um die Qualität und Professionalität eines Unternehmens, einer Dienstleistung bestellt ist.

Abfahrt des RJ statt um 16.30. Es wird 16.35, 16.40, dann endlich um 16.45 geht es los mit einem kleinen Ruck.
Keine wirkliche Durchsage dazu, nur eine „genuschelte Durchsage“ kurz vor halb 5 gab es. Genuschelt und unverständlich. Den Typ vormittags bei der Hinfahrt hat man zumindest verstanden, auch wenn er eher einen Zungenschlag zu haben schien und Blödsinn von sich gab, zuletzt bei der Ankunft in Wien West, wo er meinte, die hintere Garnitur verbleibe in Innsbruck. Naja, errare humanum est.

Aber wozu gibt es Monitore?

Die Monitore im RJ wurden eben neu gestaltet, aber inhaltlich offenbar weit schlechter als die alten – sprich die Software ist schlechter, die Monitore sind ja die alten geblieben.

 

Railjet Monitor Foto Bild Picture

Die neuen Monitore im Railjet - nicht gerade das Gelbe vom Ei....


Als wir um 16.45 abfahren, zeigen die Schirme nach wie vor in grün (also pünktlich) die Abfahrtszeit 16.30. Es ist aber 16.45. Der Schaffner sagt auf meine Frage dann irgend etwas von „Störung am vorderen Triebfahrzeug“. Warum kaufen die ÖBB auch immer diese Züge von Siemens, von denen hört man insgesamt ja wahrlich nichts Gutes und sammelt als Vielreisender so seine (negativen) Erfahrungen. Aber die Spezis und Genossen sind da wohl alle miteinander verbandelt – so sitzt eine Genossin und ehem. Regierungsmitglied ja jetzt im ÖBB Aufsichtsrat, nachdem sie vorher von der Regierungsbank weg ins Siemens-Management gehievt wurde. Na ja, die Zeche zahlt ja eh der Steuerzahler. Und von Transparenz und Bürgerbeteiligung wird höchstens vor Wahlen geschwafelt und danach sogleich wieder ad acta gelegt – wo kämen wir denn da hin, wenn Otto Normalverbraucher den Genossinnen und Genossen auf die Finger schauen und ggf. klopfen würde, wenn es um die Verwendung seines Steuergeldes geht.

Kurz nach Hütteldorf vor der Einfahrt in den Wienerwaldtunnel die Anzeige auf den ach so tollen Monitoren: In 3 Minuten erreichen wir St. Pölten Hbf. – Na Sakradi, wir werden im Wienerwaldtunnel etwa auf Warpantrieb umschalten? Jean Luc Picard: „Mister Data, Warpfaktor 4, Energie“, „Beschleunigen“! Oder ist der Wienerwaldtunnel gar ein stabiles Wurmloch?

Die alte Software zeigte immer an, wann die fahrplanmäßige Ankunft wäre und daneben die tatsächlich erwartete. Für Fahrgäste, deren geographische Kenntnisse nicht unbedingt zu ihren Stärken zählen, zeigte die alte Software auch noch eine GPS Landkarte, wo man also ablesen konnte, wo man sich gerade befindet. Das fand ich wahrlich gut gelungen. Außer bei Umleitungsfahrten, ab dem Paß Lueg versagten die Landkarten der ÖBB, da hatte man wohl keine Lizenz erworben.

Zum Internet: WLAN Anzeige des ÖBB-Netzes „schlecht“. Normal hat sie „hervorragend“ zu sein. Ich verbinde, fliege wieder raus, das geht ein paar mal so, an arbeiten nicht zu denken. Dann ist überhaupt keine Verbindung mehr möglich. Helfen würde event. ein Aus- und Einschalten des Routers, doch wer macht das? Der Schaffner ist nach vorne unterwegs und wir haben ja bei den ÖBB nur 1 Schaffner am Railjet. Die Schweizer übrigens 2 Schaffner und von Salzburg nach München betreut die DB ihre Fahrgäste im Railjet mit 3 Schaffner. Wie an den Unis so bei den ÖBB – schlechte Betreuungsrelationen in der Alpenrepublik, trotz weltmeisterlicher Abgabenquote :-(.

Als ich gestern von St. Pölten nach Salzburg fuhr, in der vorderen Garnitur, also RJ 866, da habe ich keinen Schaffner zu Gesicht bekommen. Wozu kaufe ich mir eigentlich eine Österreich Card? Noch dazu 1. Klasse, die jetzt 2 Jahre hintereinander jeweils um 5 Prozent teurer wurde. Weswegen eigentlich?? Schwarz oder grau fahren käme da entschieden billiger in Summe bei den mangelhaften Kontrollen. Und wenn dann doch eine Kontrolle käme dann würde es wohl nur recht und billig sein, sich auf den Gleichheitsgrundsatz zu berufen und so wie die immer öfter ohne Fahrschein anzutreffenden Zigeuner & Co. und natürlich die Illegalen Immigranten (vulgo „Flüchtlinge“, „Asylanten“, „Refugees“) den Schaffner als „Rassist“ zu beschimpfen, weil er es wagt, einen Fahrschein zu verlangen.

Nächster Halt Linz. Die analoge Uhr, die übrigens 1 Minute von der Digitalzeit abzuweichen scheint (scheint ein generelles Problem zu sein), zeigt 17.58 an, die digitale Ankunftszeit in grün sagt Ankunft pünktlich um 17.45. Bahnsteig 6 A-F wird angezeigt am Monitor. Welche Anschlüsse man in Linz hat, dazu gibt es keine Informationen. Dazu wäre ein Monitor eigentlich da.

Ein Blick nach draußen zeigt mir, daß wir heute aber auf Bahnsteig 7 angekommen sind und nicht 6. Dafür immer wieder die Anzeige: „Willkommen im RJ 66 Richtung Salzburg Hbf.“. Ich hoffe, zumindest das stimmt und wir biegen nicht nach Graz ab oder nach Budweis.

WLAN immer noch „schlecht“, nur 1 Stricherl wird angezeigt.

Wir rumpeln in Attnang-Puchheim durch, die Anzeige verheißt eine Ankunft in 28 Minuten in Salzburg. Hui, das wäre es. Eigentlich sollte die Westbahnstrecke Wien-Salzburg ja auf eine Hochleistungsstrecke ausgebaut werden, bis Attnang-Puchheim klappt das zwischenzeitlich ja, aber wie es von Attnang bis Salzburg weitergehen soll dazu gibt es nicht mal Pläne bis dato. Von Salzburg Kasern bis Steindorf soll mal wieder die Tunnelmafia was abkriegen, da soll ein Tunnel kommen, aber erst 2023 oder später soll damit begonnen werden. Von Steindorf bis Attnang wird es aber wohl auch 2030 in großen Mäandern durch das zweifellos schöne Alpenvorland gehen und wohl auch 2-gleisig statt 4-gleisig wie von Wien bis Linz.

Auf der Höhe von Vöcklabruck hirscht der Schaffner doch noch mal durch aber er wirkt getrieben, stressig und so erspare ich ihm meine Frage bzw. Bitte nach einem Aus- und Einschalten des WLAN, damit dieses doch zumindest auf der letzten halben Stunde Fahrzeit funktionieren würde. Er als kleinstes und unterstes Rädchen im Getriebe kann ja nichts dafür, auch nicht für die neuen aber schlechteren Monitore. Aber ansagen könnte er wohl die Verspätung und die tatsächliche Ankunftszeit – wenn geht aber bitte nicht „genuschelt“ und auch ohne Zungenschlag.

 

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals Online publiziert: 16. Dezember 2015; Ergänzungen: -

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Last modified  Mittwoch, 16. Dezember 2015 09:35:28 +0100
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