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DEEF-Blog 2015: Machbarkeitsstudie Stadtbahn / EuRegio Bahnen Salzburg - Bayern - Oberösterreich

Nun ist die Katze aus dem Sack, sprich Details zur geplanten Stadtquerung der Lokalbahn vom Hauptbahnhof in den Süden der Stadt sowie zu Neubaustrecken vom Umland in den Zentralraum Salzburg wurden im Rahmen einer Pressekonferenz am 16.3. 2015 unter Federführung des ressortzuständigen Verkehrslandesrats Hans Mayr präsentiert. Landesrat Mayr sprühte förmlich vor Tatendrang, dieses für Salzburg so wichtige Projekt endlich auf Schiene zu bringen, und das ist gut so. Die vom Land Salzburg vor 2 Jahren in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie wurde von Dipl. Kffr. Petra Strauß von der renommierten Karlsruher PTV Group präsentiert.

Was wurde untersucht?

Aufbauend auf der Mobilitätsbefragung 2012 (erschreckendes Ergebnis: Rückgang des Anteils Öffentlicher Verkehr Stadt Sbg. auf unter 14%!!) war erstens zu untersuchen, ob eine schienengebundene Stadtquerung Nord-Süd machbar ist und wenn ja in welcher Form und Linienführung das beste Kosten-Nutzen Verhältnis gegeben ist. Über dieses Herzstück des Gesamtprojektes war ja schon seit mehr als 2 Jahrzehnten viel geredet, geschrieben, untersucht aber aufgrund suboptimaler Politiker nichts umgesetzt worden. Zweitens waren einige (von der Politik vorgegebene) Trassenvarianten vom Umland in den Zentralraum ebenso zu untersuchen.

 

Was sagen die Experten?

Was die Stadtquerung betrifft so wären alle 3 Varianten (unterirdisch mit Innenstadttunnel, oberirdisch, Mischvariante) machbar, zumindest technisch. Den besten Kosten-Nutzen-Faktor liefert die "unterirdische Variante" (siehe unten), womit die -zig vorherigen Studien nochmals bestätigt wurden und auch dem Hausverstand Rechnung getragen wurde - denn wer mit gesundem Hausverstand und Kenner der Situation in Salzburg kann sich ernsthaft vorstellen, wie Stadtbahnzüge in dichter Folge oberirdisch an der Staatsbrücke vorbei durch die Innenstadt zuckeln sollen?!

 

Die Altstadtquerung ist als das Herzstück des gesamten ERB-Projektes anzusehen. Es ist immer notwendig, ganz gleich, ob das Gesamtnetz mit den Neubaustrecken in der Region jemals verwirklicht werden oder nicht.

 

Nachfolgend einige Informationen, Ergebnisse und Schlußfolgerungen aus der Presseunterlage des SVV, einer Zusammenfassung der Machbarkeitsstudie, welche bis dato noch nicht in vollständigem Umfang publiziert wurde. Link zur Präsentation:

 

https://salzburg-verkehr.at/extras/erb/

Die Projektstudie Projekt EuRegio Bahnen Salzburg – Bayern - Oberösterreich:

 

Die Partner:

 

Leadpartner:
Salzburger Verkehrsverbund GmbH

Projektpartner:

• Land Salzburg
• Stadt Salzburg
• Freistaat Bayern
• Land Oberösterreich
• Verein RSB
• Euregio
• Landkreis Berchtesgadener Land
• Landkreis Traunstein

 

Das Untersuchungsgebiet:

 

NEUBAUSTRECKEN
• Trumer Seen Bahn (Salzburg – Mattsee)
• Mondseebahn (Salzburg – Mondsee)
• Fuschlsee-Ischler Bahn (Salzburg – Fuschl – St. Gilgen – Bad Ischl)
• Salzburg – Anif – Hallein
• Salzburg – Königsee

BESTANDSSTRECKEN OPTIMIERT
• Salzburger Lokalbahn (Sbg. – Ostermiething)
• Westbahn (Salzburg – Neumarkt – Braunau/Attnang-Puchheim)
• Berchtesgadener Land Bahn (Salzburg – Berchtesgaden)
• Salzburg - Traunstein (je weiter n. Ruhpolding / Übersee/Traunreut/Mühldorf/Waging)
• Salzburg - Mühldorf

 

 

Die Methodik: Kosten-Nutzen-Analyse:

 

Die Bewertung der einzelnen Varianten erfolgte durch ein standardisiertes Verfahren, nämlich durch eine Kosten-Nutzen-Analyse. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis erfolgte generell durch eine Differenzbetrachtung nach dem "Mit-/Ohnefall-Prinzip:

 

Als Nutzenfaktoren wurden angesetzt:

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Reisezeitgewinne

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Unfallvermeidung

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Vermiedene Emissionen

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Vermiedene PKW-Nutzung

 

Als Kostenfaktoren wurden angesetzt:

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Kapitaldienst Infrastruktur

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Kosten Betrieb Schiene/Bus für Personal, Fahrzeuginvestition, Fahrzeugunterhalt, Energie

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Unterhaltung Fahrweg

 

Zusätzlicher Nutzen ergibt sich u.a. durch eine Erhöhung der Standortqualität durch die Errichtung der Euregiobahnen (wurde nicht berücksichtigt in der Untersuchung)

 

Nutzen-Kosten-Verhältnis:

 

Gesamtnetzbewertung (Innenstadtquerung):

Bestes NKV Variante 2 "unterirdisch" mit 0,64

 

Teilnetzbewertung City+:

Bestes NKV Teilnetz 2 Lokalbahn - City - Anif - Hallein mit 0,85

 

Höchstes NKV und daher primär umzusetzen:

Erste Ausbaustufe Salzburg - Hallein + Empfohlene Maßnahmen am Bestandsnetz in Salzburg, Bayern und Oberösterreich mit einem NKV von 1,05

Altstadtquerung ist das Herzstück des Projekts ERB:


• Ohne mögliche Weiterführung in die Stadt lösen Regionalbahnen die Verkehrsprobleme unzureichend und das Projekt ERB kann nicht zielführend weiter verfolgt werden


• Auch wenn in absehbarer Zeit nicht auf allen Korridoren Regionalbahnen entstehen, so eröffnet die Altstadtquerung für die nächsten Generationen die Möglichkeit, das Gesamtsystem durch Einbindung zusätzlicher Regionalbahnen weiter zu entwickeln


• Nach jahrelanger Diskussion über mögliche Varianten wurde im Projekt ERB unter Beteiligung der unterschiedlichen Interessensgruppen auf sachlich-, fachlicher Basis die Festlegung auf die optimale Variante forciert.


• Drei Varianten der Stadtquerung:


Variante 1 – oberirdisch, Kostenschätzung 230 Mio. Euro: Lokalbahnhof unterirdisch – Oberirdisch über Markus-Sittikus-Str. in die Schwarzstraße – Salzachquerung Höhe Müllner Steg (neue Brücke) – entlang linkes Salzachufer zum Hanuschplatz – Am Kai über Mozartsteg – Justizgebäude – Einbindung vom Salzachkai in Alpenstraße auf Höhe Akademiestraße – weiter über Alpenstraße bis Hellbrunner Brücke


Variante 2 – unterirdisch, Kostenschätzung 460 Mio. Euro: Unterirdisch im Innenstadttunnel Lokalbahnhof – Mirabellplatz – Haltestelle unter Salzach mit Ausgängen auf beiden Flussseiten –  Altstadt Festungsbahn / Kapitelplatz – Altstadt (Kajetanerplatz) Nonntal – Akademiestraße (Tunnelportal Süd) – weiter oberirdisch über Alpenstraße bis Hellbrunner Brücke


Variante 3 – Mischvariante oberirdisch / unterirdisch, Kostenschätzung 330 Mio. Euro: Lokalbahnhof unterirdisch – Mirabellplatz unterirdisch – Haltestelle Altstadt unterirdisch auf rechter Salzachseite (Platzl) – Auftauchen der Trasse in der Imbergstraße – Weiterführung UKH, Volksgarten – Neubau Salzachbrücke Höhe Volksgarten – Einbindung der Strecke bei Haltestelle Akademiestraße in die Alpenstraße – weiter über Alpenstraße bis Hellbrunner Brücke

Vorteile der umzusetzenden "unterirdischen Variante":

 

• Erster großer Schritt für neues, innovatives Gesamtsystem in der Euregio


• Für Kunden der Salzburger Lokalbahn ist kein Umsteigen am Hauptbahnhof nötig wie bei oberirdisch


• Höhere Geschwindigkeiten – kürzere Fahrzeiten


• Bestehende Lokalbahnzüge direkt bis Akademiestraße (95% der Fahrgäste umsteigefrei)


• Kein zweigleisiger Ausbau Lokalbahn nötig (Schätzung 170 Mio. € / SLB-Züge weiter einsetzbar 80 Mio.€)


• Trotz höherer Erstinvestition bestes gesamtwirtschaftliches Ergebnis


• Grundvoraussetzung für künftige Erweiterung mit Regionalstrecken

 

Zusammenfassung zu den Gesamtnetzen:

 

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Die untersuchten Maßnahmen im Vollbahnnetz und die umfangreichen Maßnahmen im Light-Rail-Netz (LRT) sind trotz topographischer und betriebstechnischer Herausforderungen technisch machbar

 

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Die Maßnahmen haben eine hohe Verkehrswirkung

 

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Der Pkw- und Dieselbus-Verkehr wird spürbar reduziert. Dies hat positive Effekte auf Umwelt, Klimaschutz und Sicherheit

 

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Mehrkosten des Bahnbetriebs werden durch Einsparungen beim Bus teilweise ausgeglichen. Die Maßnahmen sind jedoch mit hohen Investitionen verbunden

 

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Der gesamtwirtschaftliche Nutzen deckt bei den Gesamtnetzen gut 60% der gesamtwirtschaftlichen Mehrkosten (im Wesentlichen aus Infrastrukturkosten)

 

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Für den Zentralraum Salzburg und die Euregio-Region ergeben sich zahlreiche weitere Nutzen und Vorteile (nicht quantifizierbare, pekuniäre, kommunale und regionale Nutzen wie z.B. die Stärkung des Wirtschaftsstandortes), die in der NKU verfahrenskonform keine Berücksichtigung finden, die für die Region aber von großer Bedeutung sind und in die Entscheidungen einzubeziehen sind

 

Empfehlungen zu den Gesamtnetzen:

 

In die weiteren Entscheidungen sollten zusätzliche Aspekte einfließen wie z.B.:

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Flächenverbrauch und Flächennutzung

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Umwelt-und Klimaschutzziele

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Modal-Split-Ziele

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Stadtgestalterische Aspekte

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Optionen für Zweisystemverknüpfungen

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Leistungsfähigkeitsbetrachtungen

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Weltkulturerbe

Die Reihung der regionalen LRT-Korridore erfolgt auf Basis der erzielbaren Nutzen- Kosten-Verhältnisse und der Verkehrswirksamkeit. Diese münden in Empfehlungen für Trassenfreihaltungen und eine verbindliche Raumordnungsplanung.

 

euregiobahnen salzburg bayern oberösterreich foto bild picture Dr. Michael Populorum DEEF

von links: Mag. Johannes Gfrerer (SVV, Leadpartner des Projekts), Studienautorin Petra Strauß,

Landesbaudirektor Dipl. Ing. Christian Nagl, LR Hans Mayr

Empfehlungen zu den Teilnetzen:

 

Teilnetz 2: LRT (Light Rail Train)  Salzburg – Hallein weist von den untersuchten Teilnetzen das beste Ergebnis auf (bestes NKV, höchste Verkehrswirksamkeit)


T2 sollte vordringlich und mit hoher Priorität angegangen und weiter vertieft werden.


T2 bildet das Rückgrat für alle optionalen Erweiterungsmöglichkeiten


T2 ist ein erster große Schritt in Richtung LRT-Netz


Etappierung bis Hellbrunner Brücke (T1b). Zu prüfen wären weitere innerstädtische Ergänzungen, um die Netzwirkung und die Verkehrswirksamkeit der Stammstrecke zu erhöhen (z.B. Verbindung Flughafen, Messe)

 

 

Empfehlungen A – Neubau


1. Planung und Errichtung erstes Teilnetz: Stadtquerung unterirdisch plus Regionalbahn Hellbrunner Brücke-Anif-Hallein


Einrichtung eines attraktiven Taktfahrplans mit modernen Fahrzeugen im 5 Minutenintervall im Bereich Salzburg City


Volle Integration der bestehenden SLB-Züge bis Akademiestraße möglich


Als erster großer Schritt werden damit die beiden Korridore mit dem höchsten Potential (SLB Bestand + City-Anif-Hallein) verknüpft


Erweiterung des Gesamtnetzes als Option für die nächsten Jahrzehnte und Generationen bleibt offen


Optionen auch auf „städtische“ Erweiterung des Netzes prüfen (zB. Messebahn)


2. Raumordnerische Maßnahmen „Trassensicherung“ für Regionalkorridore nach folgender Priorisierung:


1) Korridor Salzburg – Eugendorf – Thalgau – Mondsee
2) Abzweigung Anif – Grödig – Berchtesgaden – Königsee (evt. Untersuchung 1. Etappe bis Grödig)
3) Salzburg – Mattsee (evt. Untersuchung 1. Etappe bis Obertrum)

 

3. Verlängerung Berchtesgadener Land Bahn bis Berchtesgaden Ost:


Investition ca. 3,6 Mio. Euro, für 800 Meter Streckenverlängerung kann auch bestehender Tunnel verwendet werden. Zwei neue Haltepunkte sind möglich, kaum zusätzliche Betriebskosten, da für Umlauf keine zusätzlichen Zuggarnituren notwendig sind

 

euregiobahnen salzburg bayern oberösterreich foto bild picture Dr. Michael Populorum DEEF

Berchtesgadner Tunnel der unvollendet gebliebenen "Führerbahn" von Berchtesgaden zur Salzburg-Halleiner Bahn, Baujahr 1940.

Bis ca. 100 m vor dem Tunnel liegen die Gleise vom Berchtesgadner Hbf. Mit der Verlängerung kann u.a. der Bereich Watzmann Therme, Bräustüberl erschlossen werden. Und man ist 800 m näher nach Anif/Grödig >> Salzburg/Hallein


4. Errichtung möglicher neuer Haltepunkte am Bestandsnetz in Abstimmung mit Infrastrukturanbieter DB-Netz und ÖBB-Infrastruktur:


Westbahn:
• Seekirchen Süd
• Vöcklabruck Hausruckstraße
• Timelkam-Kalchofen (ggf. Auflassung jetziger Bhf. Timelkam)


Mattigtalbahn Steindorf-Braunau:
• Mattighofen Schulstraße


Freilassing-Garching-Mühldorf:
• Freilassing Nord, Surheim


Freilassing – Berchtesgaden:
• Feldkirchen, Bad Reichenhall Nord, Bischofswiesen

 

euregiobahnen salzburg bayern oberösterreich foto bild picture Dr. Michael Populorum DEEF

Ende 2014 eröffnet: Haltestelle Freilassing-Hofham. Weitere neue Stationen sollen folgen

 

Empfehlungen B – Angebotsverbesserung Bestand


Hohe Verkehrswirkung auf bestehender Infrastruktur


1. Angebotsverdichtung ÖBB-Nordast (Ziel S-Bahn S2 Halbstundentakt nach betrieblichen Möglichkeiten umsetzen)
2. Angebotsverdichtung ÖBB-Westast: Züge aus Richtung Neumarkt (S2 od. REX) sollen Richtung Freilassing durchgebunden werden
3. Verlängerung der S-Bahn von Freilassing bis Traunstein (ggf. weiter bis Übersee)
4. Umsetzung Stundentakt Mühldorf – Freilassing - Salzburg

 

euregiobahnen salzburg bayern oberösterreich foto bild picture Dr. Michael Populorum DEEF

S2 in Straßwalchen - der Halbstundentakt ist dringend umzusetzen

 

Mitteilung der Salzburger Landeskorrespondenz 16.3.2015

 

Studie gibt klare Empfehlung für Bau einer Stadt-Regionalbahn

Mayr: Jetzt Weichen für Start des Jahrhundertprojekts stellen / Land und Stadt Salzburg und Europa-Region stehen hinter diesem Projekt



(LK) Umfassende Studien zur Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit von Regionalbahnen in Salzburg, Bayern und Oberösterreich geben eine klare Empfehlung für den Bau einer Stadt-Regionalbahn in Salzburg. Verkehrsreferent Landesrat Hans Mayr und Studienautorin Petra Strauß von der Karlsruher PTV Group präsentierten heute, Montag, 16. März, in einem Informationsgespräch die wichtigsten Ergebnisse der Studie "Euregio-Bahnen Salzburg-Bayern-Oberösterreich" und informierten über mögliche weitere Schritte in der Umsetzung dieses Großprojektes.

Die Studie wurde aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der EU gefördert und hat die Machbarkeit und die Wirtschaftlichkeit von neuen Regionalbahnstrecken im gesamten Euregio-Raum untersucht.

Landesrat Mayr hob die klaren Empfehlungen der Studie hervor: "Die Jahrzehnte andauernden Diskussionen über mögliche Varianten einer Stadt-Regionalbahn können wir ad acta legen. Nun können wir uns mit einer vereinten Kraftanstrengung von Land und Stadt Salzburg und den Partnern im Zentralraum und in Bayern an die Umsetzung machen. Dieses Projekt ist zu wichtig, um im parteipolitischen Hickhack aufgerieben zu werden. Deshalb gab es in den vergangenen Tagen umfassende Gespräche mit der gesamten Landesregierung, mit Bürgermeister Dr. Heinz Schaden, mit den Vertreterinnen und Vertretern der EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein, der Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein sowie mit den Bürgermeistern der Region, um bei diesem Jahrhundertprojekt einen Schulterschluss zu erreichen. Alle wollen dieses Zukunftsprojekt. Die Zeit ist reif, dass dieses Projekt jetzt angegangen wird."

 


Strauß: Straßenraum in Salzburg ist gesättigt



Das internationale Team der Studie gibt eine klare Empfehlung zur Etablierung eines neuen, innovativen Verkehrssystems ab. "Die Sättigung des Straßenraums und die zunehmende Verspätungsanfälligkeit beim Bus führen im Zentralraum zu einem Rückgang des Anteils des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehrsmix", erklärte Verkehrsexpertin Petra Strauß von der Karlsruher PTV Group. Sie führte das Studienteam an. "Es ist offensichtlich, dass nur mit der Implementierung eines neuen, attraktiven Stadt-Regionalbahn-Systems wesentliche Verbesserungen der Salzburg Verkehrsprobleme zu erwarten sind."

Neben drei Varianten einer Schienenquerung durch die Salzburger Altstadt wurden im gesamten Euregio-Untersuchungsgebiet auch mögliche regionale Neubaustrecken auf Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit hin untersucht.
 


Erstes Umsetzungspaket soll rasch angegangen werden



"Die Nutzen-Kosten-Untersuchung belegt, dass die unterirdische Stadtquerung trotz höchster Erstinvestitionskosten das beste Nutzen-Kosten-Verhältnis aufweist. Die Umsetzung der unterirdischen Altstadtquerung sollte gemeinsam mit der Regionalstrecke über Anif nach Hallein rasch angegangen werden", erklärte Studienautorin Strauß. Das Investitionsvolumen für die Umsetzung dieses ersten Pakets (Lokalbahnhof – Mirabell – Altstadt – Nonntal – Akademiestraße – Alpenstraße) plus die Weiterführung über Anif – Niederalm – Rif – Rehof – Hallein wird auf 535 Millionen Euro geschätzt. Alleine im innerstädtischen Abschnitt zwischen Mirabellplatz und Altstadt werden täglich 28.300 Fahrgäste prognostiziert.



Im Fünf-Minuten-Takt durch die Altstadt



"In der Stadt Salzburg würde ein völlig neues, stauunabhängiges Stadtbahn-System mit modernen Zügen entstehen. Man gelangt umsteigefrei von der Region direkt in die Altstadt. Die vorgeschlagene Bahnstrecke unter der historischen Altstadt von Salzburg kann sowohl mit neuen, modernen, straßenbahnähnlichen Zügen befahren werden, ist aber auch voll kompatibel mit den vorhandenen Zügen der erfolgreichen Salzburger Lokalbahn", so Strauß.
 


Mayr: Unterirdische Altstadtquerung ist erster großer Schritt



"Die Altstadtquerung ist ein erster, großer und wichtiger Schritt zur Umsetzung des Gesamtsystems. Wir erreichen damit die meisten Fahrgäste. Künftige Regionalstrecken können in diese Stammstrecke eingebunden werden. Das System kann in den nächsten Jahrzehnten sukzessive erweitert werden. Wir wollen den ersten großen Schritt machen", betonte Landesrat Mayr.
 


Priorisierung der Regionalstrecken für Trassensicherung



Die Regionalstrecken wurden entsprechend dem Nutzen-Kosten-Verhältnis priorisiert. Damit ist eine wichtige Grundlage geschaffen, welche Trassen vorrangig durch die Gemeinden und die Raumplanung für die Zukunft gesichert werden können:
1. Anif – Rif – Hallein (bester Korridor, sollte vordringlich behandelt und rasch umgesetzt werden)
2. Salzburg – Eugendorf – Thalgau – Mondsee
3. Salzburg – Anif – Grödig – Berchtesgaden – Königssee
4. Salzburg – Mattsee
5. Salzburg – Fuschl (Bad Ischl)
 


Verlängerung der Berchtesgadener Land Bahn bis Berchtesgaden Ost



Die Studie empfiehlt die Verlängerung der Berchtesgadener Land Bahn um 800 Meter bis Berchtesgaden Ost. Ein bereits bestehender Tunnel könnte um zirka 3,6 Millionen Euro erneuert werden. Es sind kaum zusätzliche Betriebskosten zu erwarten, da für den Umlauf der Züge keine zusätzlichen Zuggarnituren notwendig sind.
 


Maßnahmen am Bestandsnetz



Für das Bestandsnetz werden in der Studie zahlreiche Maßnahmen vorgeschlagen. So soll der Takt auf der S-Bahn-Strecke Richtung Straßwalchen verdichtet werden. Der Westast der S-Bahn, das ist die Strecke zwischen Salzburger Hauptbahnhof und Freilassing, soll mit zusätzlichen Verbindungen noch attraktiver gemacht werden. Von Freilassing sollte die S-Bahn bis Traunstein oder sogar bis Übersee weitergeführt werden. Für die Strecke Salzburg – Freilassing – Mühldorf wird die Schaffung eines Stunden-Taktes vorgeschlagen. Zudem wurde die Errichtung neuer Haltestellen überprüft.

 

euregiobahnen salzburg bayern oberösterreich foto bild picture Dr. Michael Populorum DEEF

Landesbaudirektor Nagl soll die Koordination des Projektes in der Startphase übernehmen

 

Fazit - Kommentar von Chefred Dr. Michael Populorum:

 

Die unterirdische Stadtquerung und dann bis Salzburg Süd und weiter nach Anif und Hallein, flankiert von diversen Maßnahmen am Bestandsnetz in Salzburg, Bayern und Oberösterreich - diese Maßnahmen zeigen laut Studie die größten Nutzeneffekte im Vergleich zum eingesetzten Kapital und sollten daher schleunigst umgesetzt werden. An der Umsetzungspolitik krankt es ja in Österreich massiv und besonders in Salzburg, wo man in der Vergangenheit zwar immer ankündigte aber nie realisierte.

 

Zuletzt vor einigen Jahren holte sich die Salzburger Delegation mit Burgstaller/Haslauer an der Spitze eine gehörige Abfuhr in Wien bei BM Bures, weil man offenbar schlecht vorbereitet dort erschien und einfach ein paar Millionen für eine Stadtbahn haben wollte. So geht es natürlich nicht, hier bedarf es eines konkreten Masterplans, in dem natürlich auch eine konkrete Finanzierung beinhaltet ist. Dann ab nach Wien und dort geschlossen auftreten, hart verhandeln und möglichst 50% der Kosten vom Bund finanziert bekommen. Wir liefern genug Steuern nach Wien ab und in den letzten Jahren hat vor allem der Osten profitiert aber auch andere (aktivere) Landeshauptstädte. Nun ist Salzburg dran, wir haben ja einiges verschlafen und haben gehörig Aufholbedarf. Wird sind ein Entwicklungsland was den Öffentlichen Verkehr angeht! Bei der EU wurde das Projekt auch eingereicht (Juncker Investitionsplan), hier gilt es ebenso Lobbyingarbeit zu betreiben, schließlich sitzt die ehem. Salzburger Baustadträtin Schmidt jetzt im EU-Parlament und sollte sich für Ihre Salzburger (die ja ihr Gehalt in Brüssel zahlen) auch einsetzen.

 

Zigtausende Autofahrten werden durch die Euregiobahn schon nach Verwirklichung des Innenstadttunnels täglich obsolet, eine frohe Botschaft für die in immer schlechterer Luft (laufende Grenzwertüberschreitungen) und höherer Lärmbelastung lebenden Salzburger. Daher muß das Projekt schnellstmöglich umgesetzt werden und in diesem Zusammenhang ist es nicht akzeptabel, dass Landesbaudirektor Nagl (ihm sagt man ja deutlich mehr Nähe zur Autolobby nach als zum Öffentlichen Verkehr) von Planungszeiten von 5-6 Jahren spricht. Experten gehen von max. 2-3 Jahren Planung und 4 Jahren Bauzeit aus - das sollte die Bevölkerung auch von der Politik so einfordern.

 

Ab jetzt gilt es an einem Strang zu ziehen, mit einer Sprache zu sprechen (Hinweis auch an meine Journalistenkollegen: Das Projekt heißt "Euregiobahnen" ... und nicht "U-Bahn") und das Bestmögliche für unsere Stadt und Region zu erreichen. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei auf eine professionell besetzte Errichtungs-Gesellschaft zu legen sein, hier darf nicht das Parteibuch oder Freunderlwirtschaft als Maßstab angelegt werden.

 

Die Finanzierung sollte für eines der reichsten Länder der Welt und eine der wirtschaftsstärksten Regionen Europas (Behauptung der Politik, zumindest vor Wahlen) kein allzu großes Problem darstellen. Knapp 500 Mio Euro bis Salzburg Süd erscheinen mir nicht gerade viel und vor allem nicht unfinanzierbar zu sein. Bei rascher Projektabwicklung (was ja zu wünschen ist) verteilen sich die Kosten auf ca. 7 Jahre, also 500 Mio dividiert durch 7, ergibt Kosten per anno von ca. 70 Mio Euro. Bei professionellen Verhandlungen kann optimal von Kosten wie folgt per anno ausgegangen werden:

 

50% Bund:          35 Mio

15% Land Sbg.: 11 Mio

15% Stadt Sbg.: 11 Mio

20% EU:               14 Mio

 

Das sollte, guten Willen und Engagement vorausgesetzt, durchaus zu Stemmen sein! Wenn nein, dann sind Teilbeträge durch PPP-Finanzierung aufzubringen. Ohne wenn und aber!

 

Da auch die Gemeinden vom Nutzen der Euregiobahn profitieren werden, sollten auch diese einen Beitrag leisten, zumindest im Bereich der Erhaltung (bspw. Stationen, siehe Vinschgaubahn).

 

Sollte das Projekt Euregiobahnen wiederum scheitern, dann "Gute Nacht" Salzburg. Den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und des Umlands wäre dann wirklich zu empfehlen, die Politversager "in die Wüste" zu schicken, sprich "mit den Füssen abzustimmen"!

 

Soll:

Planungszeit: 2015, 2016

Errichtung bis Salzburg Süd: 2016-2020

Eröffnung: 2020

Eröffnung bis Hallein via Anif: 2023

Halbstundentakt S2 Straßwalchen - Freilassing: Ab Dezember 2015

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Links:

DEEF Beitrag: Öffis im Aufwind aber leider nicht in Salzburg >>>

DEEF Beitrag: Unterschriftenaktion Pro Stadtbahn Salzburg >>>

DEEF Beitrag: Die verflixte 13... >>>

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals Online publiziert: 22. März 2015; Ergänzungen: 19.3.2018

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