Meine Oma sagte
früher immer zu mir: "Pünktlich wie die Deutsche Bahn". Und bei meinen
Fahrten mit der DB in den 1980ern konnte ich diesen Ausspruch so gut wie
immer verifizieren. Kaum sprang der Sekundenzeiger auf Null und ab ging
die Post.

Dass diese
Zeiten längst vorbei sind konnte ich mehrmals selbst beobachten bzw. mußte
ich selbst erdulden. Vor ein paar Tagen erreichten unsere Redaktion die
Zeilen eines Lesers, der bei einer Fahrt von Salzburg nach Rügen mehrmals
negative Erlebnisse mit der DB machte und diese an die DB mailte. Dieses
Mail möchten wir an dieser Stelle mit der DEEF-Community teilen:
Liebe Damen und
Herren!
Meine Freundin und ich haben unseren Urlaub auf der Ostseeinsel Rügen
verbracht und sind nur mit den Zügen der ÖBB und DB AG gereist.
Leider waren von sieben Fernverkehrszügen sechs unpünktlich, im Nahverkehr
waren von 12 benutzten Zügen (während des Urlaubs auf Rügen) nur drei
unpünktlich.
Der EC 114 hatte ab Rosenheim zehn Minuten Verspätung, dadurch mussten wir
zum ICE 708 mit unserem Gepäck laufen und uns im Zug von der Schaffnerin
anhören, dass alles voll sei und wir mit dem nächsten nehmen sollten (ich
bin dieser Anweisung nicht nachgegangen, da ich eine gültige Reservation
hatte).
In Nürnberg hatte der Zug ICE 708 eine Verspätung von etwa 25 Minuten, zum
Glück hatten wir eine Übernachtung in Nürnberg vor uns und konnten den
überfüllten Zug verlassen.
Am nächsten Tag ging die Reise weiter nach Hamburg, der ICE 784 hatte bis
dort zehn Minuten Verspätung.
In Hamburg Hbf angekommen, wurden wir von einer feinen Tradition der DB AG
überrascht: Anschlusszug IC 2212 nach Ostseebad Binz hatte eine Verspätung
von 35 Minuten. Am Bahnsteig wurden wir per Monitore darauf hingewiesen,
dass der Zug in geänderter Komposition verkehrt. 2. Wagenklasse in den
Sektoren A-D, 1. Wagenklasse in den Sektoren D-F, somit richteten wir uns
in den Sektor B.
Als der Zug einfuhr bemerkte ich jedoch, dass diese Information zum
Schwachsinn des Tages gehörte, denn es war genau umgekehrt, der Zug hatte
einfach nur zwei Wagen der 2. Wagenklasse an der Zugsspitze, unser Wagen
(WON 006) war ganz hinten im Sektor E - schon sehr schwer als EVU solche
Informationen seinen Kunden richtig zu übermitteln, oder?
In Bergen auf Rügen angekommen, hatte der Zug knapp 45 Minuten Verspätung,
egal, Hauptsache einmal angekommen.
Am Mittwoch, 10.06.2015 fuhren wir mit dem RE 13157 von Lietzow nach
Sassnitz, der Zugbegleiter gab uns Infos zu den Sehenswürdigkeiten und
erklärte uns ein paar Dinge zur Insel - bitte übermitteln Sie Ihm ein
großes Lob!
Es ist sehr gut, dass in den Zügen auf Rügen Zugbegleiter an Bord sind, es
ist ein ganz anderes Reisegefühl.
Bei der Rückfahrt (am 13.06.2015) von Bergen nach Hamburg Hbf hatte der IC
2213 zehn bis 15 Minuten Verspätung, wir standen etwas länger in Stralsund
(ohne Fahrgastinformation).
Der ICE 587 hatte zum Glück seine gesamte Verspätung aufgeholt, jedoch
wurden im EC 117 die Reservationen im Wagen 269 nicht angezeigt, weiters
funktionierte die Klimaanlage nicht.
Woran die DB AG dringend arbeiten muss?
- Verspätungen reduzieren
- Freundlichkeit der Mitarbeiter noch mehr ausweiten, wenn ich eine Frage
habe, interessiert es mich (als IHR KUNDE) nicht, ob der Mitarbeiter
gerade etwas besseres zu tun hat
- Funktion der Rolltreppen und Aufzüge, habe in keinem anderen Land so
viele defekte Rolltreppen gesehen wie in Deutschland
- Fahrgastinformationen, ich möchte nicht ständig am Bahnsteig
herumgeschickt werden, damit ich richtig einsteigen kann. Wenn sich keiner
mehr auskennt wird man wieder vom Personal angeschrien (!!!).
Grundsätzlich kann ich nur sagen, das Reisen mit der Bahn ist sehr
angenehm (wenn alles klappt), jedoch hat es Momente gegeben, in denen ich
mich wie der letzte Mist gefühlt habe - so behandelt man keinen Gast. Ich
hoffe der DB AG ist klar, dass der Kunde die höchste Anerkennung verdient,
egal ob 1. oder 2. Wagenklasse und das Herumschreien (ohne Grund) kann
sich das Personal künftig abschminken, wo sind wir denn bitte???
Ob ich nochmals mit Ihrem Unternehmen weiter als München Hbf fahren
möchte/werde bezweifle ich sehr stark, denn da fliege ich lieber, es war
einfach beinahe zum Durchdrehen.
MfG
L.D.
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Bericht von: Dr.
Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals Online publiziert:
20. Juni 2015; Ergänzungen: -