Vor kurzem
erreichte unsere Redaktion ein Mail, welches ein qualitätsbewußter
Eisenbahnreisender aus Deutschland an die ÖBB geschickt hatte- Defizite im
Italienverkehr durch Mangel an 1. Klasse IC-Wagen und die Antwort der ÖBB.
Betreff: 1. Kl
im EC 85 Innsbruck Hbf - Bologna C.le
Sehr geehrte Damen und Herren,
Seit vielen Jahren fahre ich gerne mit den ICs und ECs der ÖBB und genieße
gerne den wunderbaren Komfort der 1. Klasse Abteile der ÖBB-Wagen.
Am 10. Juli konnte ich im IC 119 eine sehr schöne Fahrt über die
Arlbergstrecke von Lindau nach Innsbruck erleben. Das war wirklich
perfekt. Deshalb war die Vorfreude groß auf die Weiterfahrt am 13. Juli
von Innsbruck Hbf nach Bologna im EC 85 ( vgl. Angehängter
Fahrkartenscan).
Bei der Ankunft des ECs in Innsbruck Hbf gab es dann allerdings die jähe
Enttäuschung: der einzige Erstklasswagen dieses Zuges war nahezu
überbesetzt. An eine angenehme Fahrt war hier nicht zu denken. Im
vordersten Wagen der 2. Klasse war es weitaus leerer, hier fand ich für
mich ein freies Abteil und hatte dann eine angenehme Fahrt, natürlich
leider ohne den bezahlten Erstklasskomfort.
Bei der Fahrkartenkontrolle fragte ich den Schaffner, ob es denn normal
sei, dass die erste Klasse in diesem Zug voller sei als die zweite. Seine
Antwort war deutlich: "Ja. Das ist leider der Normalzustand. Wir kämpfen
seit Jahren dafür, dass die ÖBB hier noch einen Wagen mehr stellt, aber
leider stellen die sich bislang quer."
Bedauerlich ist dies. Noch bedauerlicher wird es, wenn man im Internet
davon lesen muss, dass die ÖBB kürzlich einen größeren Teil ihrer
Erstklasswagen nach Tschechien verkauft hat. Da fühlt man sich als Kunde
nicht wirklich wertgeschätzt, ja sogar ein wenig verschaukelt.
Schade, denn - wie gesagt - an sich reise ich sehr gern mit den ÖBB.
Ihrer Nachticht auf dieses Schreiben sehe ich mit Interesse entgegen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-J. F. (Name der Redaktion bekannt)

Die Antwort der
ÖBB:
Sehr geehrter Herr Dr. F.,
vielen Dank für Ihre Erfahrungen betreffend Ihrer Fahrt mit dem EC 85, am
13.07.2014.
Ich bedaure, dass die Fahrt nach Bologna in der 1. Klasse nicht wie
erwartet verlaufen ist, da diese sehr gut frequentiert war. Es ist
sicherlich richtig, dass die Züge von und nach Italien, in den
Sommermonaten, besonders an Wochenenden, von vielen Fahrgästen genutzt
werden.
Ich versichere Ihnen, dass wir alle uns zur Verfügung stehenden Fahrzeuge
– auch 1. Klasse Wagen – im Einsatz haben. Im Bahnverkehr nach Italien
muss jedoch auch beachtet werden, dass die Stromversorgung in den Wagen
gewährleistet ist, da durch unterschiedlichen Stromarten (DB + ÖBB
Wechselstrom, Trenitalia Gleichstrom) Probleme mit Licht, aber vor allem
Klimaanlage, vorkommen können.
Für Ihre engagierten Zeilen bedanke ich mich im Namen der ÖBB und habe
Ihre Erfahrungen selbstverständlich auch an die für diese Züge
verantwortlichen Sachbearbeiter weitergeleitet.
Mit freundlichen Grüßen
Claudia S.
ÖBB-Kundenservice, Kundenfeedback
ÖBB-Personenverkehr AG

Fazit: Es wird
sich wohl so schnell nicht viel ändern. Unfähige Managerinnen an der
Spitze der ÖBB PV AG, die keine Ahnung von und vor allem kein Herzblut für
die Eisenbahn haben, stehen jedem Qualitätsanspruch im Wege. Hier sind die
Kunden gefordert, bei Problemen so oft als möglich in die Öffentlichkeit
zu gehen, sprich durch Leserbriefe bzw. Schreiben an Politiker auf diese
Mißstände aufmerksam zu machen.
Linktip:
Wieder Qualitätsverlust bei den ÖBB - Aus für Businessabteile im
IC (24.10.2013)
>>>
Nochmals zum
Thema Abschaffung ÖBB Business Abteile (9.2.2014)
>>>
ÖBB: Verscherbelungsaktion droht, keine 1. Klasse Business/Abteile mehr
im IC (5.10.2013)
>>>
ÖBB Speisewagen-Desaster im Italienverkehr (20.4.2013)
>>>
Ihre Meinung? redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org

Zur Übersichtsseite DEEF-Blog
>>>
Alle Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder. Beiträge (Blogs)
von anderen Autoren (Bloggern) sind gerne willkommen. Die Beiträge dienen dazu,
die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren. Der investigative
Journalismus soll zu einer Verbesserung der Dienstleistungen im Eisenbahnsektor
Anstoß geben und ist nicht Selbstzweck sondern dem Wohle der Eisenbahn
verpflichtet

Bericht von: Dr.
Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals Online publiziert:
9. September 2014; Ergänzungen: -