ÖBB-Fahrplan 2014: Mehr Angebot und kürzere Fahrzeiten
Fahrplan ab sofort online und ÖBB-Züge buchbar. Alle Infos auf oebb.at
Tirol mit der Bahn so schnell und oft erreichbar wie noch nie
Neue Reisemöglichkeiten über den neuen Salzburger Hauptbahnhof
Wiedereinführung von zwei Direktzügen zwischen Graz und Linz
Wiedereinführung der direkten Tagesverbindung Wien – Venedig
Ausbau des Nah- und Regionalverkehrs
Kundenzufriedenheit bestätigt ÖBB-Qualitätsoffensive
(Wien, 23.10.2013) – Am 15. Dezember tritt der neue ÖBB-Fahrplan in Kraft.
Bahnreisende profitieren von kürzeren Fahrzeiten und neuen
Reisemöglichkeiten. Neben der ÖBB Qualitätsoffensive bringt auch der neue
Fahrplan 2014 Verbesserungen für die Bahnfahrer.
So beginnt die
Pressemitteilung der ÖBB zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013. Zugegeben,
es gibt natürlich immer mal Verbesserungen, doch auf die
Verschlechterungen, die wiederum nicht nur singulär anzutreffen sind, wird
nicht eingegangen. Und bei 2 Punkten spricht man von Wiedereinführung von
etwas, was vorher weit besser war und nach der Zerschlagung nun teilweise
wiederkommt (Verbindung Linz - Graz früher im 2-Stunden-Takt mit
großzügiger 1. Klasse und Speisewagen, nun 2! Verbindungen pro Tag).
Verschlechterungen (Auszug):
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Abschaffung der
Businessklasse in den meisten Intercitys: Mutwillig wird hier eine
gewachsene Struktur zerstört, man will die Fahrgäste zur Fahrt in der 1.
Klasse motivieren und reduziert das Angebot massiv. Dies trotz Prognosen
der ÖBB, wonach der Fahrgastzuwachs in den nächsten Jahren 2-stellig sein
soll. Mehr Fahrgäste und dafür weniger Waggons - eine eigenartige
Philosophie der Bahnmanager. Nicht nur auf Businessklasse sondern
überhaupt auf 1. Klasse-Abteile muß man also verzichten, nur weil man um
billiges Geld ein paar Waggons wiederum nach Tschechien verscherbeln will.
Als Premiumkunde mit Österreichcard wird man einfach vor vollendete
Tatsachen gestellt, ein einseitiger Eingriff in einen geschlossenen
Vertrag. Es wird schon von Stehplätzen in manchen IC in der 1. Klasse
berichtet
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Letzter
Intercity am Abend von Wien nach Salzburg ersatzlos gestrichen
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Jetzt letzter
Intercity (Kurswagen nach Venedig) wird als Euronight tituliert, die für
Premiumkunden kostenlose Platzreservierung gilt hier nicht, auch im
Sitzwagen nicht, man verlangt 4.- Euro dafür und meint, das Buchungssystem
lasse es nicht anders zu
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Einführung des
Globalpreises bei Nachtzügen: Was in Deutschland kläglich gescheitert ist
und daher jetzt rückgenommen wurde, führen die ÖBB-Manager ein. Man sollte
doch von anderen lernen und nicht mit zeitlicher Verzögerung jeden
Blödsinn nachmachen
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Korridorzug
Lienz - Innsbruck wurde gestrichen: Was staatsvertraglich abgesichert war
wird einfach aufgelöst. Ein trauriges Zeichen für die Bewohner Osttirols
und des südtirolerischen Pustertals. Nächstes Jahr, wenn man einen Teil
der Kunden erfolgreich vertrieben hat, soll es wiederum einen Direktzug
Lienz - Innsbruck geben
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Täglicher
Autoreisezug Wien - Lienz (Intercity) wurde gestrichen, man will offenbar
sowas nicht mehr machen, es bedeutet ja auch ein bissl Arbeit und
logistisches Know How, einen Autoreisezug zu führen. Ein einfacher Railjet
(aber nicht täglich) hat die Nachfolge übernommen. Wie zu hören ist, soll
der letzte Autoreisezug (tagsüber) auf der Westbahnstrecke von Wien nach
Feldkirch und retour beim nächsten Fahrplanwechsel liquidiert werden.
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Direktverbindung ins Salzkammergut eingestellt: Nur mehr am Wochenende
gibt es die Direktverbindung von Wien ins Salzkammergut, wochentags muß
man umsteigen in Attnang-Puchheim. Und auch die Garnituren mit den
Intercitywaggons und 1. Klasse hat man eingezogen,
Cityshuttlegarnituren oder wenn man ganz großes Pech hat ein
S-Bahntriebwagen "Talent", wo einem schon von Attnang kommend in Gmunden
der Hintern und das Kreuz wehtun ob der billigen Sitze, verkehren auf
dieser auch touristisch so wichtigen Relation
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Gültigkeit der
Fahrkarten drastisch eingeschränkt: Was letztes Jahr noch aufgrund
lautstarker Proteste wieder abgeblasen wurde, das wurde diesmal ohne
Vorankündigung einfach durchgedrückt: Retourfahrkarten im Inland gelten
nur mehr 2 Tage statt 1 Monat, die Öffentlichkeit war ob dieser nicht
angekündigten Regelung wohl so überrumpelt dass es kaum Proteste gab. Nota
bene: Im Kampf gegen das Schwarzfahrertum aber sicher ein richtiger
wenngleich schlecht kommunizierter Schritt.
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Weiterhin keine
Verbesserung auf der Strecke Salzburg - Innsbruck wenn es um die
Tagesrandverbindungen geht. Frühverbindung nach Innsbruck jetzt erst um 7
Uhr die erste Möglichkeit und retour viel zu früh nämlich kurz nach 20 Uhr
- Rückreise aus Richtung Südtirol/Italien sowie der Schweiz mit den
jeweils letzten Zügen nicht mehr möglich, man strandet in Innsbruck.
Angeblich soll diese nun schon das zweite Jahr andauernde Panne beim
nächsten Fahrplanwechsel behoben werden
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Im
Langstreckenverkehr (Wien-Bregenz, Salzburg-Münster) verkehren die
Intercity nach wie vor ohne Speisewagen. Diese läßt man lieber verrotten
oder verscherbelt sie billig, eh klar, nach Tschechien.
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Die Gastronomie
(Attila Dogudans "Henry am Zug") verscheucht die letzten konsumierwilligen
Fahrgäste. Im Intercity gibt es seit letztem Sommer nicht mal mehr
Sandwiches, einzige "Köstlichkeit" ein paar Landjäger mit Vollkornbrot,
nicht mal ein Senf ist dabei. Wahrlich der Tiefpunkt in der
jahrhundertealten Tradition der Bewirtschaftung an Bord der ÖBB Züge.
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Die Vernichtung
historischer Substanz bei den Immobilien und Kunstbauten geht weiter, die
sündhaft teure Bahnhofsverschlimmbesserungs-Offensive (gesichtslose
Glaskobel statt Bahnhofsbauten mit beheizten Warteräumen, WC, Wasser..) geht weiter
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Etc. Etc
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Fazit: Einigen
punktuellen Verbesserungen stehen deutliche Verschlechterungen bzw.
Defizite gegenüber. Bspw. ist die Anbindung von Bregenz durch Flügeln der
RJ eine gute Sache, doch man sollte da schon etwas mehr Mut aufbieten und
jeden RJ zu flügeln und zu kuppeln, sprich 2-Stunden-Takt von/nach
Bregenz. So schaut es nach wie vor zappenduster aus diesbezüglich.
Es ist
zu hoffen, daß zukünftig wieder mehr der Kunde im Mittelpunkt steht und
der Qualität des Reisens wieder mehr Beachtung geschenkt wird als primär
nach betrieblichen Gesichtspunkten zu agieren und der
"Esrentiertsined-Mentalität" zu frönen. Hier ist natürlich auch die
Politik gefordert, Taten sind gefragt und nicht scheinheilige
Lippenbekenntnisse!
Ihre Meinung? redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
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Alle Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder. Beiträge (Blogs)
von anderen Autoren (Bloggern) sind gerne willkommen. Die Beiträge dienen dazu,
die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren. Der investigative
Journalismus soll zu einer Verbesserung der Dienstleistungen im Eisenbahnsektor
Anstoß geben und ist nicht Selbstzweck sondern dem Wohle der Eisenbahn
verpflichtet
Bericht von: Dr.
Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals Online publiziert:
6. März 2014; Ergänzungen: -
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