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Autor: Dr. Michael Populorum, 1.10.2012 Wer mit offenen Augen durch Österreichs Landschaft geht oder fährt wird feststellen, es wird immer irgendwo gebaut. Damit meine ich nicht irgendwelche Häuslbauer oder Gewerbebetriebe, die bei gleichbleibender lascher Raumordnungspolitik mit ihrer Bautätigkeit langsam aber sicher halb Österreich zupflastern werden, sondern ich meine in diesem Zusammenhang die Bautätigkeiten im Infrastrukturbereich, noch enger gesehen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur. Autobahnen und Schnellstrassen werden gebaut und nach wenigen Jahren wieder generalsaniert, Tunnel auf Strasse und vor allem Schiene werden in die Landschaft gegraben und ein "Bahnhofsumbau" jagt bei der Staatsbahn ÖBB den nächsten. Oft werden dabei solide und historisch wertvolle Bahnhöfe unsensibelst verunstaltet oder gar abgerissen (auch Denkmalschutz ist da kein Hindernis) und durch unästhetische und im Sinne der Kunden unbefriedigende 0815-Architektur ersetzt. Diese architektonisch und funktionell minderwertigen Konstruktionen sind aber wahrlich nicht billig - bspw. haben die Gleisverlegungen und der barrierefreie Mittelbahnsteig mit dem gläsernen Wartekobl ohne jeglichen Komfort im 2012 neu eröffneten "Bahnhof" Lend ca. 10 Mio Euro gekostet. Das solide Aufnahmsgebäude des alten Bahnhofs wird dann nur mehr die Computer und Schaltschränke beherbergen. Ein Kamerad aus der Offizierszeit, heute Professor für Eisenbahnwesen an einer Hochschule in Österreich, sagte mir letztens, die ÖBB bauen viel zu teuer im internationalen Vergleich (ein persönliches Gespräch oder Interview wird noch folgen). Der Bahnhof von Schärding, wo ja vor ca. 35 Jahren das alte Prachtgebäude mit Fresken von 1861 unnotwendigerweise abgerissen und durch einen Zweckbau ersetzt wurde, da soll jetzt schon wieder das Aufnahmsgebäude abgerissen und warscheinlich durch einen Glaskobel (der aber in Summe sicher nicht billig ist) ersetzt werden. Jeder Privatbürger würde warscheinlich seine Objekte besser pflegen und durch Sanierung in Schuß halten. Nicht so bei der Eisenbahn. Warum eigentlich? In diesem Zusammenhang fällt mir eine mögliche Begründung ein, die ich als Hypothese von einem Bekannten bei der Diskussion über das Buch "Österreichs Bundesbahnen. Schwarze Löcher, rote Zahlen.." gehört habe. Im Zusammenhang mit der Frage "Wer reagiert Österreich? Die Regierung oder die Baulobby" meinte der Bekannte, er habe eine Hypothese, die er auch von einem anderen seriösen Bekannten gehört habe aber die (noch nicht) beweisbar ist, nämlich: Prozentuell seien die Parteien SPÖ, ÖVP und FPÖ an den investierten Millionen für Infrastrukturbauten auf der Strasse und der Schiene beteiligt und zwar fliessen diese "Provisionen" in die Parteikassen wie folgt:
Dh. würde diese Hypothese stimmen, so würden natürlich umso mehr Gelder in die Parteikassen fliessen je mehr und je teurer gebaut wird. Zulasten unseres Landes und seiner braven Steuerzahler natürlich. Ist so etwas in Österreich denkbar? Vor ein paar Jahren hätte ich noch "Nein" gesagt, aber nachdem man aktuell tagtäglich sieht, wie ungeniert sich die heutige "Politiker-Bagage" verhält ist für mich gar nichts mehr undenkbar in unserem Lande... Literaturtip: Hubertus Godeysen, 2012: Österreichs Bundesbahnen. Schwarze Löcher, rote Zahlen. Wie Österreichs Zukunft durchbohrt wird. Eine Recherche. Ihre Meinung? redaktion@dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org
Sinnhaftigkeit höchst umstritten aber dafür umso teurer - der
Brennerbasis Tunnel.
Links: Der Brennerbasistunnel - Ein Segen für die Tiroler oder ein Milliardengrab für die Republik? http://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/brennerbasistunnel.htm
Beitrag "Koralmnbahn" von DEEF: http://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/koralmbahn.htm
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Alle Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder. Beiträge (Blogs) von anderen Autoren (Bloggern) sind gerne willkommen. Die Beiträge dienen dazu, die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren. Der investigative Journalismus soll zu einer Verbesserung der Dienstleistungen im Eisenbahnsektor Anstoß geben und ist nicht Selbstzweck sondern dem Wohle der Eisenbahn verpflichtet Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals online publiziert: 1. Oktober 2012 |
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Samstag, 02. Mai 2015 11:23:43 +0200
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