Autor: Dr. Michael Populorum, 20.10.2012
Nachdem ich als erste Reaktion auf die Pressekonferenz am 16.10.
mit der Vorstellung des neuen ÖBB Fahrplans die Fakten und meine knappe
Einschätzung bereits im Eisenbahnfachforum "Drehscheibe Online" gepostet
habe, möchte ich das natürlich auch meiner geschätzten Leserschaft nicht
länger vorenthalten. Eine weitere Analyse mit Österreich-Bezug soll in den
nächsten Wochen, wenn schön langsam aber sicher auch ausländische
Verbindungen eingepflegt werden, an dieser Stelle erfolgen.

Heute wurden im Rahmen einer PK in der Info Box am Sbger. Hbf.
wesentliche Änderungen im Zuge des Fahrplanwechsels bekanntgegeben (Mag.
Erich Fercher, ÖBB Regionalmanager Sbg., und Gernot Huber, Regionalmanager
Postbus).
Natürlich wurde vorerst dem Beginn einer neuen "Ära" gehuldigt, nämlich
den Verbesserungen auf der "Weststrecke", wo der RJ von Wien bis Sbg. dann
nur mehr 2 Std. 22 unterwegs sein wird und der IC in der bisherigen Zeit
des RJ die Strecke Sbg-Wien bewältigen wird. Die Abfahrts- und
Ankunftszeiten bleiben in Salzburg dabei unverändert.
Bezüglich Salzburg - Graz wurde der Fehlentscheid vom letzten Jahr
aufgehoben, nun gibt es wieder einen 2 Stundentakt mit modernen Wagen.
Täglich 5x direkt und 2x mit Umsteigen von Sbg. nach Graz und viceversa.
Direkt ab Sbg. um 6.15, 8.15, 12.15, 16.15, 18.15, mit Umsteigen in
B´hofen um 10.12 und 14.12.
Direkt ab Graz um 5.45, 7.38, 11.38, 15.38, 17.38, mit Umsteigen in
B´hofen 9.38 und 13.38.
Giselabahn:
Statt 1 Direktverbindung von Graz nach Innsbruck via Zell am See gibt es
ab Dezember 2 täglich Zugpaare.
Aber leider:
IC 542 Wien - Salzburg - Zell am See - Kitzbühel -
Wörgl - Innsbruck wird gekürzt. Diese Relation wird nur mehr am
Samstag und Sonntag geführt, wochentags endet der Zug in Salzburg. Da ich
oft diesen Zug nutze und sehe, daß auch unter der Woche speziell bis Zell
am See / Kitzbühel und auch von diesen beiden Bahnhöfen nach Wörgl-München
zahlreiche Touristen (ua. viele Araber) diesen Zug nutzen frage ich mich
schon warum da zum Erbsenzählen anfängt.
Nach wie vor bleibt die Verschlechterung Salzburg -
Innsbruck, wo man ja vor einem Jahr den Frühzug von Salzburg nach
Zürich und den Abendzug um 21 Uhr von Zürich (sowie mit Umsteigen von
Italien) gestrichen hat. Während man von Salzburg aus nach Innsbruck um 20
Uhr, 21 Uhr und 22 Uhr fahren kann, ist in der Gegenrichtung ab 20.06
Sense - von Zürich oder Bozen kommend strandet man also am Innsbrucker
Hauptbahnhof. Das hat es meines Wissens nach seit dem 2. Weltkrieg nicht
mehr gegeben. Auf meine Frage warum die Antwort: "Man kenne diese
Problematik....aber man müsse sich nach der Decke strecken..., man kann es
nicht jedem rechtmachen....). Tagesausflüge von Sbg. nach Südtirol bzw.
Zürich sind somit nur mehr eingeschränkt möglich. Irgendwann wird man
wieder zurückrudern schätze ich, aber vorläufig einfach Sense - irgendein
Manager wird sicher für solche kundenfeindlichen "Einsparungen" wieder
eine Bonifizierung bekommen.
Wieder Regionalzug auf der Tauernbahn: 1 tägliches Regionalzugpaar
werktags Schwarzach - Bad Gastein und retour, allerdings zu sehr früher
Stunde (ab Schwarzach 5.32, ab Badgastein 6.05).
S2: Nach der Erfolgsgeschichte der S3 (Südast der Salzburger S-Bahn
Freilassing - Golling) ist es natürlich an der Zeit, die Geschichte am
Nordast weiterzuführen. Letzte Woche bei den Sbger. Verkehrstagen forderte
der Hallwanger Bürgermeister Mödlhammer (auch Präsident des Österr.
Gemeindebundes) vehement die sofortige Einführung des Halbstundentaktes
auch am Nordast (jetzt stündlich). Im Frühjahr hörte ich ja auf einer PK
beim LH Stv. Haslauer (Verkehrsreferent) mit der Frau Wagner von den ÖBB,
dies sei erst mit dem Ausbau zur HL-Strecke (frühestens 2025) möglich.
Nachdem renommierte Verkehrsplaner das widerlegt haben ist man nun auch in
Wien der Ansicht, dass die Einführung technisch möglich wäre. Aber
natürlich soll das Land die kolportierten 2 Mio Euro pro Jahr berappen.
Mag. Fercher antwortete auf meiner Frage nach dem aktuellen Stand damit,
daß Gespräche mit dem Land hinsichtlich früherer Einführung intensiviert
wurden, weil man auch bei den ÖBB vom Potential voll überzeugt ist.
Kleinigkeiten gibt es auch in anderen Bereichen, u.a. Wiedereinführung
eines REX von Salzburg nach Radstadt.
Beim Postbus wird vor allem die Linie 150 (Salzburg - St. Gilgen - Bad
Ischl) deutlich attraktiviert, vorerst aber wohl nur von Sbg. bis St.
Gilgen. Als Optimist nenne ich das einen Vorab-SEV bis zur
Wiedererrichtung der Ischlerbahn als moderne Regionalstadtbahn.
Fazit:
Keine radikalen Streichungen (außer IC 542 über Zell am See
nach Innsbruck), aber wenig ambitioniert und außer dem "Zurückrudern" was
den Verkehr nach Graz betrifft keine zukunftsträchtigen Meilensteine.
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Bericht von: Dr.
Michael Populorum, Chefredakteur DEEF; Erstmals online publiziert:
20. Oktober 2012; Ergänzungen: :