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"Unterwegs auf Altösterreichs Schienen:
Von den Karawanken bis ans Meer"

Mit der Wocheinerbahn und der Karstbahn von Assling (Jesenice) über Görz (Nova Gorica/Gorizia) nach Triest (Trieste)

Teil 1: Überblick / Fakten Wocheinerbahn

Unterwegs auf Wocheinerbahn & Karstbahn

Intro-Kaleidoskop

Teil 1: Überblick / Fakten

Teil 2: Wocheinerbahn von Assling  (Jesenice) nach Wochein Feistritz (Bohinjska Bistrica)

Teil 3: Wocheinerbahn "Der Wocheinertunnel"

Teil 4: Wocheinerbahn von Podbrdo nach Görz

Teil 5: Zur Situation in Görz

Teil 6: Überblick / Fakten Karstbahn

Teil 7: Karstbahn von Görz nach  Opicina

Teil 8: Karstbahn von Opicina nach Triest

Foto Wocheinerbahn DEEF Dr. Michael Populorum # Systemwechselbahnhof Jesenice - Taurus 1216 trifft "Diesel-Präsidenten"Die Wocheinerbahn ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte, 89 km lange, an Kunstbauten reiche Eisenbahnstrecke (Hauptbahn) im heutigen Slowenien und führt durch eine äusserst abwechslungsreiche Landschaft entlang der von den Flüssen Save und Isonzo (Baca) durchströmten Talschaften von Assling (heute Jesenice) nach Görz (Nova Gorica). Als synonyme Bezeichnungen für den deutschen (österreichischen) Begriff Wocheinerbahn gelten im Slowenischen "Bohinjska Proga" und im Italienischen "Ferrovia Transalpina".

Die Bahnlinie wurde in der k.k. Monarchie Österreich-Ungarn Anfang des 20. Jahrhunderts unter grossen Mühen erbaut, allerdings nicht, um die Schönheit und Kultur der Landschaft der reisenden Gesellschaft zugänglich zu machen, sondern primär aus wirtschaftlichen und auch politisch-strategischen Überlegungen. Sollte doch damit ein zweiter, dem Monopol der privaten Südbahngesellschaft nicht unterworfener, Handelsweg zum österreichischen Hafen Triest geschaffen werden und gleichzeitig dem unberechenbaren Nachbarn Italien gegenüber für den Fall der Fälle eine leistungsfähige Aufmarsch- bzw. Nachschubroute in die Flanke entgegengesetzt werden.

Foto Wocheinerbahn DEEF Dr. Michael Populorum - Bahnhof Vintgar, im Hintergrund die schneebedeckten Karawanken (Südalpen)Die feierliche Eröffnung der Strecke fand am 19. Juli 1906 statt. Der Betrieb erfolgte durch die k.k. Staatsbahn. Die Wocheinerbahn ist dabei nicht als isoliertes, regionales Projekt entstanden und zu sehen, sondern als Teil eines gewaltigen "Infrastrukturprojekt", den sogenannten "Neuen Alpenbahnen", also als Teil eines nord-süd-gerichteten Eisenbahn-Netzwerkes mit dem Endpunkt Triest. In diesem grossen Kontext sind folgende Linien zu sehen:

Tauernbahn (Salzburg > Schwarzach St. Veit - Bad Gastein - Spittal/Drau > Villach, in Betrieb seit 1909)

Pyhrnbahn (Linz - Spital am Pyhrn - Selzthal > Schoberpass - St. Michael - Unzmarkt - Klagenfurt, in Betrieb seit 1906)

Karawankenbahn (Klagenfurt bzw. Villach - Rosenbach - Karawankentunnel - Assling/Jesenice, in Betrieb seit 1906)

Wocheinerbahn (Assling/Jesenice - Wochein Feistritz - Wocheinertunnel - Podbrdo - Görz, in Betrieb seit 1906)

Karstbahn (Görz - St. Daniel - Kreplje - Opicina - Triest S. Andrea, in Betrieb seit 1906)

Durch die geopolitischen Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg (der Streckenverlauf wurde zwischen Jugoslawien und Italien aufgeteilt, Grenze war der Wocheinertunnel) sowie nach dem 2. Weltkrieg (die Grenze Italien-Jugoslawien wanderte nach Westen, Isonzo grossteils jugoslawisch) verlor die Strecke zunehmend an Bedeutung. In beiden Weltkriegen gab es durch Kampfhandlungen sowie durch Sabotageakte von Partisanen grosse Zerstörungen und Streckenunterbrechungen. So wurde im 1. Weltkrieg der weltberühmte Salcano-Viadukt gesprengt, im 2. Weltkrieg u.a. das Nordportal des Wocheinertunnels zerstört.

Nach dem Zerfall Jugoslawiens Anfang der 1990er Jahre wechselte die Betriebsführung der Strecke von der JZ an die SZ (Slowenische Staatsbahn / Slovenske zeleznice). In der aktuellen Fahrplanperiode 2009/2010 verkehren werktags 8 Züge von Jesenice nach Nova Gorica. Die Fahrzeit für die 89,1km lange Strecke beträgt zwischen 1.38 Stunden bis 2.10 Stunden. Eingesetzt werden Dieseltriebwägen, wobei manche Kurse bis nach Sezana durchgebunden werden. Inklusive des Start- und Zielbahnhofs werden aktuell 19 Stationen im Personenverkehr bedient, 2 Stationen wurden in den letzten Jahren aufgelassen.

Liste der Stationen:  Nova Gorica - Solkan - Sentmaver (aufgelassen) - Plave - Anhovo - Kanal - Avce - Most na Soci - Podmelec - Grahovo - Hudajuzna - Podbrdo - Bohinjska Bistrica - Nomenj - Soteska (aufgelassen) - Bohinjska Bela - Bled Jezero - Podhom - Vintgar - Kocna - Jesenice.

In den Sommermonaten gibt es zusätzlich zum Planverkehr noch regelmässig Museumsbetrieb mit Dampfsonderzügen, weiters werden sporadisch auch Sonderzüge meist österreichischer oder deutscher Anbieter geführt. Durch den Wocheinertunnel verkehrt einige Male pro Tag eine Autozug (Autoschleuse "Auto vlak").

Foto Wocheinerbahn DEEF Dr. Michael Populorum

Foto Wocheinerbahn DEEF Dr. Michael Populorum

Der Bleder See (Veldeser See), aufgenommen aus dem Regionalzug im Bahnhof Bled Jezero (vormals Veldes)

Zugkreuzung in Most na Soci (vormals St. Lucia-Tolmein)

Die Strecke ist bedingt durch die Topographie besonders reich an Kunstbauten. Waren sie zum Zeitpunkt der Errichtung ein notwendiges, kostenintensives Übel, so sind sie heute für den Eisenbahnfreund ein wesentlicher Anreiz, die Bahn zu besuchen und sich daran zu delektieren. Mit der Isonzobrücke bei Solkan (auch Salcanoviadukt), die nach Kriegsschäden originalgetreu wieder aufgebaut wurde, hat die Strecke die grösste gemauerte Steinbogenbrücke der Welt aufzuweisen (220 m lang, 85 m Lichtweite).

Besonders reich ist die Strecke auch an Tunnels - nach eigenen Berechnungen gibt es insgesamt 28 Tunnels mit einer Gesamtlänge von ursprünglich 16.303 Metern. Der längste Tunnel ist der Wocheiner Tunnel unter dem Kobla-Massiv mit heute 6.327 m (ursprüngliche Länge 6.338 m).

Foto Wocheinerbahn DEEF Dr. Michael Populorum - der weltberühmte Salcano Viadukt bzw. Solkan Brücke

Die Bahnlinie endet im Süden in Nova Gorica, Slowenien. Die ehemalige Stadt Görz ist seit 1945 geteilt in Nova Gorica (Slowenien) und Gorizia (Italien), wobei der Grenzübertritt nach der Aufnahme Sloweniens in die EU und dem zeitlich etwas versetztem Beitritt zum Schengenraum nun an jeder Stelle der beiden Städte ohne Probleme möglich ist.

Bleibt nur abzuwarten, ob, wann und wie sich ein Zusammenwachsen des gewachsenen Stadtkerns Görz (Gorizia mit schöner Altstadt) und der unter Tito errichteten Retortenstadt Nova Gorica (eher gesichtslose sozialistische Architektur) in der Zukunft zeigen wird. Zwischen den beiden Bahnhöfen der Stadt - Nova Gorica und Gorzia Centrale - gibt es zwar täglich Güterzüge, aber keinen Personenverkehr. Dennoch wird seit kurzem wieder eine direkte Busverbindung zwischen beiden Bahnhöfen, ca. alle 10-15 Minuten bis 21 Uhr abends, Fahrzeit ca. 15 Minuten, angeboten. Wünschenswert im vereinten Europa wäre allerdings eine Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Schiene. Aktuell zeigt sich aber speziell durch die "Politik" der FS / Trenitalia bedingt (siehe Pontebbana, siehe Karstbahn - Opicina - Trieste) eher noch das "Halt-Signal".

Die südliche Fortsetzung der Wocheinerbahn von Görz nach Triest ist die Karstbahn. Allerdings findet kein durchgehender Verkehr nach Triest statt - die mehrmals täglich von Nova Gorica abfahrenden Regionalzüge Richtung Süden zweigen in der Station Kreplje auf einer 1948 errichteten Trasse nach Sezana ab, wo Anschluss an das slowenische Netz, u.a. nach Laibach besteht. Die historische Karstbahn über Repen-Tabor (Monrupio) nach Villa Opicina ist allerdings aktuell stillgelegt und wird aktuell weder von Personen- noch Güterzügen befahren. Auch von Villa Opicina bis nach Trieste gibt es keinen Personenverkehr, nur Güterverkehr - mehr dazu siehe im Kapitel Karstbahn.

> wird fortgesetzt ...

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 3. Juni 2010; Ergänzungen: 24.6.2016

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Last modified  Freitag, 24. Juni 2016 08:53:52 +0200
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