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Thema Neubauprojekte - Der Lainzer Tunnel im Kontext des TEN 17 "Magistrale für Europa"

TEN 17 - Neue Westbahn - Lainzer Tunnel: Als Folge der geopolitischen Veränderungen im Zuge des Wegfalls des "Eisernen Vorhangs" (1989/90) hat sich auch die europäische (Eisenbahn-)Verkehrskarte grundlegend verändert. Regionen, die seit der Teilung Europas nach 1945 vom Hinterland abgeschnitten waren, wo Grenzübergänge Jahrzehnte geschlossen waren, können hinkünftig durch die Neuausrichtung der (Haupt-) Verkehrsströme profitieren. Hinsichtlich eines verkehrsmässigem Zusammenwachsen von Europa sowohl im Personen- wie Güterverkehr hat die Europäische Union eine Art Masterplan für den Ausbau wesentlicher Verkehrsstränge - darunter neben Strassen- und Schiffsverbindungen natürlich auch die Eisenbahnstrecken - erstellt. In den sogenannten Transeuropäischen Netzen (TEN) werden prioritäre Projekte aufgelistet, durch deren Umsetzung die Verkehrsentwicklung nachhaltig entwickelt (optimiert) werden soll.

Eines dieser wichtigen Projekte im Eisenbahnbereich ist das TEN 17 "Magistrale für Europa", welches den Ausbau der Achse Paris - Strassburg - Stuttgart - München - Salzburg - Wien - Pressburg (-Anschluss TEN 22 nach Budapest-Sofia-Athen) zu einer modernen Hochgeschwindigkeitsstrecke vorsieht. Dabei werden teilweise Strecken optimiert (u.a. Begradigungen), teilweise handelt es sich um Neubaustrecken mit einer beträchtlichen Fahrtstrecke in baukostenintensiven Tunnels oder Einhausungen - nicht gerade zur Freude des qualitätsbewussten Eisenbahnreisenden.

Übersichtskarte über die prioritären Projekte der TEN (V) Trans Europäische Netze Verkehr. Quelle ÖBB Infrastruktur; DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

In Österreich manifestiert sich der Ausbau der Magistrale für Europa vor allem im 4-gleisigen Ausbau der Westbahn (ursprünglich errichtet bis 1860 von der k.k. priv. Kaiserin-Elisabeth-Bahn Gesellschaft). Wie in anderen Staaten entlang der TEN 17 so sind auch in Österreich Teile des Ausbaus bereits abgeschlossen (bspw. Neubaustrecke St. Pölten - Amstetten), Teile befinden sich noch im Bau bzw. Planung.

Aktuell wird mit Hochdruck am viergleisigen Ausbau der Westbahn von Wien nach St. Pölten gearbeitet, wo als Herzstück der Wienerwaldtunnel gebaut wird. Durch diese Massnahmen wird sich die Fahrzeit von Wien nach St. Pölten von ca. 45 Minuten auf 25 Minuten verkürzen. Durch weitere Ausbaumassnahmen werden in absehbarer Zeit die angepeilten Fahrzeiten nach dem 1-2-3 Schema Wirklichkeit werden: Von Wien 1 Stunde nach Linz, 2 Stunden nach Salzburg und 3 Stunden nach Innsbruck bzw. München.

Dem Lainzer Tunnel (auch Wildschweintunnel genannt), welcher mit einer Tunnellänge von 12,3 km bzw. 15,4 km mit Anschlüssen 2012 gemeinsam mit der Neubaustrecke durch den Wienerwald nach St. Pölten in Betrieb gehen wird, kommt eine wesentliche Bedeutung zu bei der Beseitigung des Flaschenhalses Wien in West-Ost Richtung. Aktuell müssen Railjet-Verbindungen von München bzw. Zürich/Bregenz-Innsbruck zur Weiterfahrt nach Budapest im Wiener Westbahnhof gestürzt werden ("Kopfmachen") und dann über die eingleisige Verbindungsbahn nach Wien Meidling geführt werden.

Übersichtskarte Lainzer Tunnel samt Anbindungen an Westbahn, Südbahn und Donauländebahn. Quelle ÖBB Infrastruktur; DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

Die Streckenführung neu ab 2012 von St. Pölten über das Tullnerfeld durch den Wienerwaldtunnel (Länge 13,35 km) und dann über die schon vorhandene Abzweigung in der Weichenhalle an der alten Westbahnstrecke nächst Purkersdorf Sanatorium durch den Lainzer Tunnel zum neuen Wiener Hauptbahnhof (vormals Südbahnhof / Ostbahnhof) ist ein wesentlicher Faktor in der Fahrzeitverkürzung sowie in der Entlastung der alten Bestandsstrecken. Die freiwerdenden Kapazitäten auf der Westbahn, der Südbahn sowie der Verbindungsbahn können dann für die Optimierung des lokalen Personenverkehrs genutzt werden.

Bürgerprotesten - wobei sogar der Bau vorübergehend eingestellt werden musste - betreffend Bedenken wegen Sicherheit und Lärm wurde durch spezielle Zusatzmassnahmen beim Bau der "Wind aus den Segeln" genommen.

Tag der offenen Tür im Lainzer Tunnel 2010. Foto  Dr. Michael Populorum, DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

Tag der offenen Tür im Lainzer Tunnel 2010. Foto  Dr. Michael Populorum, DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

Tag der offenen Tür im Lainzer Tunnel 2010. Foto  Dr. Michael Populorum, DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

Tag der offenen Tür im Lainzer Tunnel 2010. Foto  Dr. Michael Populorum, DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

Das Projekt Lainzer Tunnel wird in 4 Teilabschnitten errichtet:

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Verknüpfung Westbahn

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Verbindungstunnel

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Anbindung Donauländebahn (Richtung Zentralverschiebebahnhof Kledering)

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Einbindung Südbahn

Nachdem bereits vor der Inbetriebnahme der Weichenhalle (Teil der Verknüpfung Westbahn) diese im Rahmen eines Tages der offenen Tür besichtigt werden konnte, so konnte nach Abschluss der Tunnelbauarbeiten (Rohbau) und vor  Beginn der eisenbahntechnischen Ausrüstungsphase der Lainzer Tunnel am 29. Mai 2010 besichtigt werden. Sogar ein Tunnellauf wurde veranstaltet. Chefredakteur Dr. Populorum nutzte die Gelegenheit, mit seiner Nikon bewaffnet den Tunnel in seiner vollen zu besichtigenden Länge (7 km) zu durchwandern. Neben dem selbständigen Durchwandern bzw. Befahren mit dem Fahrrad wurden auch Tunnelführungen angeboten.  Die Begehung war zwischen den Zugängen "Sicherheitsausgang Nikolaitor" beim Lainzer Tiergarteneingang - "Schacht Lainzer Strasse" und "Sicherheitsausstieg Altmannsdorfer Strasse" möglich.

Tag der offenen Tür im Lainzer Tunnel 2010. Foto  Dr. Michael Populorum, DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

Tag der offenen Tür im Lainzer Tunnel 2010. Foto  Dr. Michael Populorum, DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

Tag der offenen Tür im Lainzer Tunnel 2010. Foto  Dr. Michael Populorum, DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

Tag der offenen Tür im Lainzer Tunnel 2010. Foto  Dr. Michael Populorum, DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

Chefred. Dr. Populorum im Lainzer Tunnel; Details der beidseitig verlaufenden Kabelkanäle; Insgesamt 28 Sicherheitsausstiege

Einige Details noch zum Tunnel:

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Gesamtlänge der Tunnelbauwerke 12,3 km, mit Anschlüssen 15,4 km (der eigentliche Verbindungstunnel ohne Anbindungen ist 6,6 km lang)

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Geplante Geschwindigkeiten 120 km/h für den Güterverkehr, 160 km/h für den Personenverkehr

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Errichtet werden in Summe 28 Sicherheitsausstiege.

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Der Tunnel ist zweigleisig in einer Röhre

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Vollinbetriebnahme geplant Dezember 2012

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Die Kosten betragen ca. 1,2 Milliarden Euro.

Tag der offenen Tür im Lainzer Tunnel 2010. Foto  Dr. Michael Populorum, DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

Tag der offenen Tür im Lainzer Tunnel 2010. Foto  Dr. Michael Populorum, DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung

Übergang des Verbindungstunnels (rund) in die Anbindung Südbahn & Donauländebahn (kastenförmig); Alle Fotos DEEF / Dr. Michael Populorum; Quelle Übersichtskarte TEN & Lainzer Tunnel: ÖBB Infrastruktur AG

       Tag der offenen Tür im Lainzer Tunnel 2010. Foto  Dr. Michael Populorum, DEEF Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung             

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 30. Januar 2011; Änderungen: -

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Last modified  Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:39 +0200
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