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Reihe "Persönlichkeiten der Eisenbahngeschichte": Josef Rabl und seine "Touristenführer"; Dölsach an der Drautalbahn

Höchst erquickend, informativ aber auch erheiternd findet es der Autor dieser Zeilen, wenn er auf Österreichs Schienen unterwegs ist und neben moderner Reiselektüre auch im "alten Rabl" blättern kann und seine Beschreibungen von damals mit den heutigen Gegebenheiten unmittelbar vergleichen kann. Aber nicht nur vergleichen und staunen, was es damals schon so alles gab, sondern auch wiederentdecken, seien es Wege oder andere Kleinodien, die im Laufe der Zeit in Vergessenheit gerieten und wo einem der "alte Rabl" hilft, sie aufs Neue zu entdecken und zu genießen.

Neben "allgemeinen Reiseführern" wie bspw. "Illustrierter Führer durch Salzburg, das Salzkammergut und Berchtesgadener Land" (2. Auflage 1887 als "Hartlebens´s Illustrierter Führer  Nr. 15") publizierte Josef Rabl auch einige Reiseführer speziell für Bahnreisende.

Am bekanntesten ist wohl sein Führer über die "Neuen Alpenbahnen" aus dem Jahr 1906 ("Illustrierter Führer auf der Tauernbahn und ihren Zugangslinien". Aber auch in den "allgemeinen Reiseführern" finden sich oftmals Beschreibungen der die Region durchziehenden Eisenbahnstrecken.

Wer war dieser Pionier der "Touristischen (Eisenbahn-) führer" namens Josef Rabl?

Dazu findet man im Österreichischen Biographischen Lexikon 1815–1950 Bd. 8 (Lfg. 39, 1982), S. 360f. folgenden Eintrag:

Rabl Josef, Fachschriftsteller und Alpinist, * 19.1.1944 Wien, gestorben 29.8.1923. Von Beruf Bankbeamter, betätigte er sich ab 1874, dem Vorbild G. Jägers folgend, ausschließlich als alpiner Schriftsteller. Er war zuerst Mitarbeiter der Zeitschrift "Der Tourist" (1875-76 Schriftleiter) und gründete in der Folge die alpine Zeitschrift "Touristische Blätter". 1886-88 arbeitete er bei der vom ÖTK [Anm.: Österreichischer Touristenklub] dessen Mitglied er seit 1871 war) herausgegebenen ÖTZ [Anm.: Österreichische Touristenzeitung]  mit, 1892 bis 1917 als Schriftleiter. Josef Rabl war einige Zeit Mitglied des ÖAK, Gründer der ÖTK-Sektion Oberdrauburg und Mitbegründer der ÖTK-Sektion Lienz sowie Ehrenmitglieder dieser beiden Sektionen. 1882 Ehrenbürger von Dölsach. In seinen letzten Lebensjahren verarmt und krank, wurde er von dem zu diesem Zweck gegründeten Rabl-Bund betreut. Josef Rabl führte zahlreiche Bergfahrten aus, u.a. 1875 die erste (touristische) Ersteigung des Daberkögels (westliche Granatspitzgruppe). Ihm ist auch die erste Weganlage aus der Schwadring auf die Hunerscharte und zum Hohen Dachstein zu danken, welchen Anstieg er zuerst mit den Führern Schrempf ("Auhäusler") und Knauss (1875) touristisch begangen hatte. Begleiter: C. Beer, G. Strauß etc.

Dieser oben erwähnte Gustav Jäger als Vorbild von Josef Rabl war ein 1815 in Villach geborener Unternehmer, Schriftsteller und Alpinist, welcher u.a. 1869 den Österreichischen Touristenklub gründete ("Vater des ÖTK"). Sein Ziel war es, das Bergsteigen über den Kreis der Gelehrten und Wohlhabenden hinaus in breiten Bevölkerungsschichten zu verbreiten. Neben mehreren Berg-und Reiseführern schrieb Gustav Jäger auch den "Führer auf der Kronprinz-Rudolf-Bahn".

Doch zurück zu Josef Rabl. Auf der Webseite der Gemeinde Dölsach im Drautal (nächst Lienz) findet sich folgender Eintrag unter der Rubrik Ehrenbürger:

Josef Rabl, Schriftsteller aus Wien. Er war der Initiator des Hilfskomitees nach der Wasserkatastrophe von 1882 und setzte sich journalistisch für das Straßenprojekt Dölsach-Iselsberg ein.

Rabl wurde in Wien begraben, allerdings ist sein Grab nicht erhalten geblieben.

DEEF ehrt diesen Pionier der (Eisenbahn-) Reiseführer mit diesem Beitrag und hält die Erinnerung an seine Leistungen damit wach!

Drautalbahn Dölsach Josef Rabl. DEEF / Dr. Michael Populorum

Drautalbahn Dölsach Josef Rabl. DEEF / Dr. Michael Populorum

Zugkreuzung im Bahnhof der Gemeinde Dölsach, wo Josef Rabl Ehrenbürger ist. Der Bau wurde kurz nach 1900 erweitert und war bis vor wenigen Jahrzehnten ein bedeutender Bahnhof vor allem für den Fremdenverkehr (bedeutender als Lienz, da von Dölsach über den Iselsberg (Proponent Josef Rabl) die kürzeste Verbindung ins Mölltal und nach Heiligenblut (Glockner) besteht. Heute ist das stattliche und architektonisch ansprechende Gebäude zwar gut in Schuß aber ohne Funktion für den Bahnkunden (Schalter geschlossen, WC geschlossen, Warteraum geschlossen, kein Fahrdienstleister mehr, nicht mal ein Fahrkartenautomat). Im OG ist der Bahnhof von Dölsach bewohnt. In den 1970er Jahren war der schmucke Bahnhof Kulisse für den Film "Eine Frau verschwindet" (Remake des Originals von Alfred Hitchcock "The Lady Venishes"). Lief in Deutschland auch unter dem Titel "Die tödliche Botschaft". Premierendatum 1. Oktober 1979.

Drautalbahn Dölsach Josef Rabl. DEEF / Dr. Michael Populorum

Drautalbahn Dölsach Josef Rabl. DEEF / Dr. Michael Populorum

Gleich gegenüber dem Bahnhofsgebäude ist man sehr gut aufgehoben im Gasthaus "Marinelli" ("Genußwirt" mir regionaler Küche und regionalen Produkten). Der bis vor wenigen Jahrzehnten offiziell Bahnhofsgasthaus titulierte GH befindet sich seit 1935 im Familienbesitz und hat traditionsreiche Wurzeln. Er ist der Erweiterungsbau des "Bahnhofrestaurant Putzenbacher", einer "Dependece des wenige Minuten entfernten "noblen" Gasthofes mit Zimmer "Putzenbacher", welches schon 1882 von Josef Rabl im "Pustertal-Führer" empfohlen wurde. Dieser ist dem Verfall preisgegeben. Das Bahnhofrestaurant Putzenbacher hatte zusätzlich direkt am Bahnsteig ein Imbißwagerl im Einsatz. Man beachte bei der historischen Aufnahme den Holzsteg Richtung Bahnhof (bis in die 1960er Jahre überschwemmte die nahegelegene Drau öfters die Gegend rund um den Bahnhof und auch diesen selbst). Danke an die Wirtin Frau Ganeider für das Foto sowie die historischen Details.

Drautalbahn Dölsach Josef Rabl. DEEF / Dr. Michael Populorum

Drautalbahn Dölsach Josef Rabl. DEEF / Dr. Michael Populorum

Sehr lecker war das "Tages-Cordon": 1 Stück gefüllt mit Almkäse und Champignons, 1 Stück in der Kürbispanade gefüllt mit frischen Steinpilzen und Saunaschinken). Dazu eine grosse und frisch zubereitete Salatschüssel. Dazu eine frisch gezapfte Halbe vom Münchner Hofbräuhaus (es gibt auch noch Gösser). Das Bahnhofsrestaurant ist nicht nur von Einheimischen gut besucht sondern auch von Radlern, die vom unmittelbar vorüberführenden Drautalradweg einen Einkehrschwung absolvieren. Gutes Preis/Leistungsverhältnis. Mittwoch Ruhetag. So wie leider die meisten Bahnhöfe zwischen Spittal/Drau und Lienz liegt auch der Bahnhof Dölsach etwas "einsam" (wie schon Rabl schrieb) ausserhalb des zugehörigen Dorfes.

Man geht ca. 15 Minuten in den Ort und zwar auf der Straße, da man sich keine Mühe machte, einen Fußweg auszuschildern :-(

Auch die Station Dölsach liegt einsam und das gleichnamige Dorf ist mehr als eine Viertelstunde davon entfernt. Zur Reisezeit findet man am Stationsplatze die Fahrgelegenheit des Gasthauses Putzenbacher. Über eine vom Gerölle der Gebirgsbäche überschüttete Aufläche  führt die Strasse dem Dorfe zu: anfänglich fast ganz eben, steigt sie erst kurz vor dem Orte schärfer an.Freundlich und anmutig ist das Bild von Dölsach mit der dahinter emporsteigenden Berglandschaft... (Josef Rabl 1882 im "Pusterthal und Dolomitenführer" Seite 8)

Bibliographie (Auszug):

Josef Rabl, 1906: IIlustrierter Führer auf der Tauernbahn und ihren Zugangslinien. Ein Führer auf den neuen Alpenbahnen ; Schwarzach-St. Veit-Spittal a. d. Drau (Tauernbahn), Klaus-Selztal (Pyhrnbahn), Klagenfurt-Assling und Villach-Rosenbach (Karawankenbahnen), Assling-Podbrdo-Görz (Wocheinerbahn) und Görz-Triest (Karstbahn). A. Hartleben’s illustrierter Führer ; 57

Josef Rabl, 1910: Illustrierter Führer auf den neuen Bahnen in Südtirol. (Vintschgaubahn, Rittner Bahn, Mendel-Dermulo und Trient-Malé) sowie auf den Linien Bozen-Ala und Bozen-Mendel, Mori-Arco-Riva und auf dem Gardasee. Mit Beschreibung der Zugangslinien von München, Salzburg und Villach. A. Hartleben’s illustrierter Führer ; 62

Josef Rabl, 1914: Illustrierter Führer auf der Mittenwaldbahn und den Zugangslinien München-Garmisch-Partenkirchen und Reutte-Garmisch-Partenkirchen. Zum Titel mit einem Anhange: Die Stubaitalbahn uund das Stubaital A. Hartleben’s illustrierter Führer ; 67

Josef Rabl und Meurer, Julius, 1900:  Für die Strecken: Absdorf - Hadersdorf, Hadersdorf - Sigmundsherberg, Hadersdorf - Krems, Krems - Herzogenburg. Illustrierter Führer auf den k. k. österr. Staatsbahnen ; 20

Josef Rabl,1887: Illustrierter Führer durch Salzburg, das Salzkammergut und Berchtesgadner-Land. Mit besonderer Berücksichtigung der Umgebungen von Salzburg, Ischl, Berchtesgaden, der Salzkammergut-Seen und des Gebietes der Hohen Tauern Hartleben’s illustrierter Führer ; 15

Josef Rabl,1882: Golling und seine Naturschönheiten. Eine Beschreibung mit Beiträgen aus Geschichte und Sage für Naturfreunde, Touristen und Sommergäste. Salzburg

Josef Rabl, 1882: Illustrierter Führer durch das Pusterthal und die Dolomiten. Mit Ausflügen in die Glockner- Venediger-, Rieserferner- u. Zillerthaler-Gruppe ; und einem Anh.: Das Eisackthal, Bozen, die Bozen-Meraner Bahn u. Meran. A. Hartleben’s illustrierter Führer ; 7 

Josef Rabl,1898: Illustrierter Führer durch Kärnten mit besonderer Berücksichtigung der Städte Klagenfurt und Villach sowie der Kärntnerischen Seen und ihrer Umgebungen. Hartleben’s illustrierter Führer ; 19

Josef Rabl, 1886: Illustrierter Führer durch Ober-Österreich und die angrenzenden Theile des Böhmerwaldes, Bayerns und Salzburgs. Neuester Fremdenführer für die Städte Linz, Steyr, Wels u.a. sowie für die klimatischen Curorte, Bäder und Sommerfrischen Ischl, Bad Hall, Gmunden, Hallstatt, Mondsee, St. Wolfgang etc. Hartleben’s illustrierter Führer ; 24

Josef Rabl, 1877: Die Raxalpe. Wien

Josef Rabl, 1884: Das Traisenthal und das Pielachthal. Ein Führer auf den Linien: St. Pölten-Scheibmühl, Scheibmühl-Hainfeld und Scheibmühl-Schrambach Verl. des Österr. Touristen-Club , Bd. 4.

Josef Rabl,, 1888: 600 Wiener Ausflüge von 3 Stunden bis zu 2 Tagen.

      Karstbahn Doltunnel DEEF/Dr. Michael Populorum              

Hierauf durchfährt man mehrere bedeutende Felseinschnitte. 3 km nach der Station übersetzt die Bahn die Straße Prvacina-Triest auf einem Damme in der Höhe von 10 m. Die Durchfahrt für die Straße ist gewölbt und 6 m weit. Weiters kommt man zu dem 455 m langen Doltunnel, welcher unter dem Sattel von Preovec in einem festen grauen Kalkstein liegt; durch diesen Tunnel steigt die Bahn zu dem reizvollen, von Waldhöhen umgebenen Tale von Repen-Tabor auf. Hier befindet sich die Betriebsausweiche Repen-Tabor, über deren Ende die Straße Prvacina-Triest mittels einer großen gewölbten Überfahrt von 16 m Spannweite geführt wurde.

Der Hügel von Repen-Tabor wird mittels eines 600 m langen Tunnels durchfahren, welcher an beiden Enden festen grauen Kalkstein, in der Mitte terra rossa mit Kalksteinen und Findlingen durchbricht. Beim Baue wurden zahlreiche und senkrechte Kamine angefahren, von welch letzteren einige bis in die Tiefe von 50 m unter die Tunnelsohle und manche hinauf bis zu Tage reichen
(Aus: .Josef Rabl, 1906: IIlustrierter Führer auf der Tauernbahn und ihren Zugangslinien. Beschreibung der Karstbahn Götz-Triest) Foto: Doltunnel (DEEF/Dr. Populorum 2010)

DEEF: Drautalbahn Teil 1 von Marburg über Unterdrauburg (Dravograd) nach Bleiburg www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/kaerntnerbahn.htm

DEEF: Drautalbahn Teil 2 von Bleiburg bis Klagenfurt (in Vorbereitung)

DEEF: Drautalbahn Teil 3 von Klagenfurt über Villach nach Spittal Millstättersee (in Ausarbeitung)

DEEF: Drautalbahn Teil 4 von Spittal Millstättersee über Lienz nach Innichen (San Candido) www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/drautalbahn.htm

DEEF: Pustertalbahn von Innichen nach Franzensfeste (Fortezza) an der Brennerbahn www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/pustertalbahn.htm

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 31. August 2011; Letzte Änderungen/Ergänzungen: -

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Last modified  Sonntag, 24. Mai 2015 22:13:41 +0200
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