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A: Eisenbahnmuseum Strasshof "Das Heizhaus"

Das Eisenbahnmuseum Strasshof „Das Heizhaus“ beherbergt eine der größten Sammlungen Österreichs an Schienenfahrzeugen und ist auf dem Gelände der ehem. Zugförderungsstelle der ÖBB in Strasshof an der Nordbahn situiert.

Betreiber des Museums ist der 1972 gegründete 1. Österreichische Straßenbahn- und Eisenbahn Klub (1.öSEK). Herzstück ist das unter Denkmalschutz stehende Heizhaus, in dem zumindest Teile der wertvollen Exponate vor Wind und Wetter und auch vor Vandalen geschützt für die Nachwelt aufbewahrt und regelmäßig dem interessierten Publikum präsentiert werden können.

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Der Museumseingang mit Kassa

Meilensteine:

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1983: Pachtvertrag 1.öSEK und ÖBB – dem Verein wird die denkmalgeschützte Anlage überlassen, worin nun in Folge Teile des eisenbahnhistorischen Erbes der Republik vom Verein ehrenamtlich und auf eigene Kosten betreut werden

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1984: Erste Besuchersaison im Heizhaus

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1987: Strasshof Hauptschauplatz des Jubiläums „150 Jahre Eisenbahn in Österreich“

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1999: Lokomotiven vom Freigelände des Technischen Museums in Wien werden nach Strasshof überstellt

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2010 ff werden Fahrzeuge von der nachfolgend liquidierten ÖBB Erlebnisbahn übernommen

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2013 Erwerb des Museumsgeländes von den ÖBB, mit denen es immer wieder zu Friktionen gekommen war. Die Grundfläche beträgt nun 150.000 qm.

Das Andampfen (Aufsperren des Museums im Frühjahr) erfolgt am 1. April, das Abdampfen (Saisonende) ist am Österreichischen Nationalfeiertag am 26. Oktober.

Neben normalen Betriebstagen (immer Dienstag bis Sonntag) werden Fahrbetriebstage sowie Dampfbetriebstage angeboten. Ab und an – unserer Meinung nach viel zu selten – werden Sonderfahrten mit einigen der noch fahrtüchtigen und zugelassenen Lokomotiven und Triebwagen durchgeführt.
 

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Blick aus dem Heizhaus


Die angebliche Kulturnation Österreich und das Österreichische Eisenbahnmuseum

Während man in Österreich Kirchen, Bildstöcke, Burgen und Schlösser gerne mal unter Denkmalschutz stellt, sie hegt und pflegt und auch „Kunstwerke“ von blut- und fäkalienbehafteten Staatskünstlern fördert, sieht es um den Schutz und die Pflege von Zeugnissen der Industrie- und Technikgeschichte in Österreich zappenduster aus. Zahlreiche schützenswerte Objekte und Exponate werden entweder überhaupt nicht unter Schutz gestellt und wenn, dann sind sie dennoch oftmals dem Verfall preisgegeben - siehe u.a.

http://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/blog/deefblog2014_denkmalschutz_salzburg_eisenbahn.htm

http://www.dokumentationszentrum-eisenbahnforschung.org/blog/deefblog2013_eisenbahn_oebb_denkmalschutz_oesterreich.htm


Bezeichnend ist in diesem Kontext die Tatsache, dass es in Österreich nach wie vor kein offizielles, staatliches Eisenbahnmuseum gibt. Zwar gab es dem Namen nach eines, welches auf eine Initiative des berühmten Eisenbahnexperten Victor von Röll zurückreicht (Historischen Museum der Österreichischen Eisenbahnen, gegründet 1885), das dann unter dem Namen Österreichisches Eisenbahnmuseum als eigener Rechtskörper und Teil der Gesamtsammlung des Technischen Museums Wien für die Verwaltung der staatlichen Eisenbahnsammlung zuständig war.

Waren früher die ÖBB für die Sammlung zuständig so wurde die Zuständigkeit dann zum Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (nachfolgend Bildungsministerium/Unterrichtsministerium – ein typisch österreichischer Missstand, laufend Namen von Organisationen und Zuständigkeiten zu ändern) verlagert.

Nachdem die Pläne eines großzügigen Anbaus beim Technischen Museum in Wien zur Unterbringung der wertvollen Eisenbahnsammlung gescheitert waren – wie zu hören war, schob das Unterrichtsministerium die Zuständigkeit dafür zum Verkehrsministerium und dieses in bewährter Österreichischer Misswirtschaftstradition zurück zum Unterrichtsministerium – erfolgte 2004 eine Aufteilung der Exponate per Überlassungsvertrag, wobei von 146 Exponaten 84 an die ÖBB Holding AG verliehen wurden, welche aber aufgrund mangelnder Unterbringungsmöglichkeit aber auch Desinteresse seitens der ÖBB weiter nach Strasshof wanderten.

Grotesk mutet da auch das Verhalten der ÖBB an, erfolgreiche Nostalgiestandorte wie Selzthal zu schliessen, die wertvollen und bis dato liebevoll gepflegten Exponate einzukassieren, nach Wien zu verfrachten, wo so danach Wind, Wetter und Vandalismus ausgesetzt waren, verlottert, verludert und teilweise auch verscherbelt wurden.

So zeigt sich das historische Rollmaterial, das Eisenbahnerbe der Republik Österreich, heute mehr denn je zerfleddert und ist dem Good Will und dem ehrenamtlichen Engagement von privaten Vereinen ausgeliefert. Diesem privaten Engagement kann nicht oft genug ein herzliches „Danke Schön“ ausgesprochen werden und die öffentliche Hand kann nicht oft genug dazu aufgefordert werden, zumindest diese privaten Initiativen auch monetär ordentlich zu unterstützen. Denn ohne die engagierten Ehrenamtlichen in den Museen in Strasshof, Schwechat, Freiland, Ampflwang (ÖGEG), im Kärntnerischen Ferlach (NBiK) – um nur einige der größeren zu nennen – sähe es das Erbe der Technikgeschichte noch viel dusterer aus.

Schämen sollen sich neben der öffentlichen Hand (Ministerien) auch die ÖBB, die, seitdem „eisenbahnfremde Manager" dort das Sagen haben, nichts mehr mit Nostalgie zu tun haben wollen – zuletzt deutlich sichtbar beim Jubiläum "175 Jahre Eisenbahn in Österreich" (2012). Dazu kann man nur sagen:

„Ein Unternehmen, das seine Geschichte nicht ehrt hat auch keine Zukunft!“

Man schaue mal, wie nachhaltig Automobilfirmen ihre Firmengeschichte pflegen, welch herrliche Museen sie unterhalten.

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Eine weitläufige Gartenbahn zieht sich durch das Gelände, auch Modellbahnfans kommen auf ihre Rechnng


Dem Heizhaus in Strasshof ist zu wünschen, dass man die Bedeutung und das Engagement der dort werkenden Menschen endlich in ihrer vollen Bedeutung erkennt und das Museum deutlich mehr und vor allem auch finanziell unterstützt. Denn es ist eine Schande, dass wertvolle Exponate im Freien dem Verfall preisgegeben sind und man muss auch erkennen, dass so wie bisher es die ehrenamtlichen Helfer nie und nimmer schaffen werden, das historische Material zur Gänze zu bewahren geschweige denn, die zahlreichen zwischenzeitlich maroden, rostigen Exponate alle aufzuarbeiten, um sie für unser Kinder und Kindeskinder zu erhalten.

Die Staatseisenbahn ÖBB, immerhin im Besitz des Staates - also aller Staatsbürger - und mit Milliarden pro Jahr subventioniert, muss von oberster Stelle angewiesen werden, den ehrenamtlich tätigen Vereinen nicht länger Prügel zwischen die Füsse zu werfen wenn es bspw. um Sonderfahrten geht, sondern diese bestmöglich zu unterstützen - ideel aber auch materiell!
 


Nachfolgend eine kurze Fotodoku von meinem letzten Besuch im Heizhaus an einem heissen Augusttag 2015

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Wer soll das alles aufarbeiten??

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Weblink Eisenbahnmuseum "Das Heizhaus"::
www.eisenbahnmuseum-heizhaus.com

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur Railway & Mobility Research Austria / DEEF; 

Erstmals Online publiziert: 16. April 2017; Letzte Ergänzung:

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Last modified  Montag, 17. April 2017 08:05:28 +0200
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