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DEEF-Blog 2016: SEV der BLB endet im Chaos - 42 Fahrgäste wurden zurückgelassen! Imageschaden für das System Eisenbahn und den Tourismus

Schienenersatzverkehr, abgekürzt SEV, ist nie was Angenehmes für die Fahrgäste. Im Zug hat man mehr Platz, ggf. auch 1. Klasse und Speisewagen, kann sein Fahrrad bequem mitnehmen, auch für das Gepäck ist mehr Platz und viele Leute wollen ja mit der Bahn fahren und nicht mit dem Bus. Leider hat der SEV heutzutage in Österreich aber auch in Deutschland Hochkonjunktur, wegen jeder Kleinigkeit wird wochenlang die Strecke gesperrt und die Leute auf den Bus (oder das Auto) vertrieben. In der Schweiz ist das anders, da wird meist unter rollendem Rad gebaut und wenn es nicht anders geht, dann wird in der Nacht gearbeitet und am nächsten Tag können die Fahrgäste wie gewohnt den Komfort der Eisenbahn nutzen. Das war auch in früheren Zeiten bei uns eher so der Brauch, bevor die Managerriege von heute kam und wie schon gesagt Totalsperren von Strecken mit SEV an der Tagesordnung sind.

 

Nun gut, wenn schon SEV, dann sollte das natürlich im Sinne der Kunden gut organisiert sein, es ist ja ein geplanter SEV im Gegensatz zu Streckensperren nach Unfällen, da ist klar, dass etwas improvisiert werden muss.

 

blb berchtesgadener land bahn foto

Ein Flirt der BLB in Bad Reichenhall Kirchberg

 

Die Bahnstrecke von Freilassing bis Berchtesgaden ist von Mitte September bis Mitte November komplett gesperrt, SEV also jeden Tag über mehr als 2 Monate. Am Samstag 24.9. hatte ich vormittags eine Vorstandssitzung in Bad Reichenhall, ich nahm die S-Bahn um 9.14 von Salzburg Mülln Altstadt nach Freilassing, wo um 9.40 der SEV-Bus nach Berchtesgaden im Fahrplan stand. Doch was ich dann erlebte, gereicht der BLB wahrlich nicht zur Ehre und stellt einen Imageverlust für das System Eisenbahn dar und eine Schädigung des Tourismus. Was war geschehen?

 

Anstelle eines dreiteiligen Flirt-Triebwagens hatte man 1!! Autobus als Ersatz vor dem Bahnhof von Freilassing geparkt!

 

blb berchtesgadener land bahn foto

Nichts geht mehr, die Karre ist voll und kein Ersatz in Sicht :-(

 

Auch wenn es ein Gelenkbus (der Fa. Albus) war so wird wohl auch dem Laien ohne Fachkenntnis klar, dass das deutlich weniger Fahrgastkapazität ist als bei 1 Triebwagen.

 

Die Kapazitäten des 3-teiligen Flirt sind wie folgt:

 

159 Sitzplätze

160 Stehplätze

 

Beim Doppelgelenkdieselbus, von dem ich keine Detailzahlen kenne (ich müsste nur mal im 27er, meiner Hauslinie nachsehen), gehe ich von unter 50 Sitzplätzen aus, also weniger als 1/3 des Triebwagens. Bei den Stehplätzen muss man sich fragen, ob bei einem städtischen Linienbus im SEV (eigentlich Gelegenheitsverkehr) im Überlandverkehr überhaupt Stehplätze zugelassen sind.

 

Die Folge von dieser offenkundigen Fehlplanung:

Die zahlenden Fahrgäste wurden wie die Sardinen in den Bus hineingepfercht bis nichts mehr ging und dann blieben immer noch

 

42 Fahrgäste

 

in Freilassing zurück - eine ganze Busfuhre also. 3 Busse statt 1 wären also notwendig gewesen, denn stehen will wohl auch kein Fahrgast und schon gar nicht bei den geschmalzenen Preisen und für über 1 Stunde.

 

blb berchtesgadener land bahn foto

Die Zurückgelassenen!! Die Zugbegleiterin sagte, am Wochenende sei niemand vom Management und der Verkehrsleitung erreichbar - na da hoffen wir nur, dass nie ein Unglück passiert am Wochenende!

 

Da ich nur bis Reichenhall musste war der Bus eine halbe Stunde später für mich in Ordnung, allerdings die vielen Touristen, die an diesem schönen Samstag Vormittag nach Berchtesgaden und wohl weiter zum Königsee wollten, die musste in Reichenhall dann nochmals eine halbe Stunde warten und es ist nicht überliefert, ob sie dann mit diesem Bus weiterkamen, denn der könnte ja genauso überfüllt gewesen sein wie der 1 Stunde früher.

 

Fazit:

So eine krasse Fehlplanung stellt einen imensen Schaden für den Öffentlichen Verkehr und das System Eisenbahn dar und ist obendrein in höchstem Masse schädigend für den Tourismusstandort. DIe Herrschaften vom Management der BLB oder die Herren und Damen Politiker hätten sich anhören sollen, was da für Missfallensäusserungen seitens der geprellten Fahrgäste gefallen sind!

 

Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man hier seitens der BLB möglichst niedrige Ausgaben für den SEV produzieren möchte und sich da vielleicht sogar ein Körberlgeld verdienen möchte, hat man doch alle Flirt derweilen in der Remise geparkt und muss keine einzigen Euro Trassengebühr an die DB Netz berappen. Die Verantwortlichen werden wahrscheinlich wie heute üblich nicht zur Verantwortung gezogen, aber von dieser Stelle aus sei im Namen aller 42 zurückgelassenen Fahrgäste vom 24.9. dem Management der BLB eine grosse saure Zitrone übermittelt für überdurchschnittlich schlechte Leistung.

 

Und beide Male in der S-Bahn von/nach Salzburg waren in den BLB-Flirts die Toiletten unbenutzbar, offenbar möchte man auch da sparen und nicht so oft die WC abpumpen und sperrt sie dann einfach zu. Aber das kenne ich ja schon von meinen Fahrten mit dem Zug um ca. 21 Uhr ab Reichenhall nach Freilassing, da war das WC immer "defekt", weil das Klo voll war und man das Entleeren erst nach dieser Fuhre angesetzt hat (Danke an eine Zugbegleiterin für diese Erkenntnis).

 

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 blb berchtesgadener land bahn foto   

Fotos DEEF / Mobility Research Austria

Obendrein sei bemerkt - man sehe das Foto - hat es am Busbahnhof in Freilassing saumässig ausgesehen, auch als ich Stunden später nach 15 Uhr wiederkam, hat es immer noch so ausgesehen!

 

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals Online publiziert: 27. September 2016; Ergänzungen: -

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Last modified  Dienstag, 27. September 2016 21:18:03 +0200
Autor/F.d.I.v.: Kons. Univ. Lekt. Dr. Michael Alexander Populorum DEEF # Dokumentationszentrum für Europäische Eisenbahnforschung # Railway Research Austria 2009-2020 

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