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DEEF-Blog 2015: Blackout und was dann? Rollen die Räder weiter bei den ÖBB?

Immer öfter warnen Experten davor, dass es in Europa zu einem Blackout kommen kann, ja kommen wird. Es sei erstens nur eine Frage der Zeit wann er eintreten wird und zweitens die Frage, wie gut die einzelnen Staaten darauf vorbereitet sein werden. Im gegenständlichen Fall ist unter Blackout ein plötzlicher Ausfall, ein Kollaps großer Stromnetze, also innerhalb eines Landes oder mehrerer Länder, zu verstehen. Es gab bereits einige grössere Ausfälle, so 2003 in den USA und im November 2006 in Teilen Europas.

 

Das beste wäre natürlich, einen grossflächigen Blackout u.a. durch gut ausgebaute und abgesicherte Leitungsnetze zu verhindern. Da es aber in Europa zu immer intensiveren Verflechtungen der Strom-Produktion und des Strom-Transports kommt, ist das nicht einfach zu bewerkstelligen und aktuell ist man von einer befriedigenden Lösung diesbezüglich weit entfernt.

 

Ein verantwortungsbewußter Staat sollte sich daher bei Zeiten für den Falle der Fälle rüsten, dh. einen Notfallplan entwickeln und die darin aufgelisteten Maßnahmen auch in Realitas umsetzen. Weitere Potemkinsche Dörfer zu errichten, wo Notfallmaßnahmen großteils nur am Papier existieren, wie das z.B. im Bereich Landesverteidigung oder Zivilschutz über Jahrzehnte hinweg praktiziert wurde, heißt mit dem Leben der österreichischen Bürgerinnen und Bürger spielen.

 

Aussagen von Experten - wie bspw. Oberst Udo Ladinig vom Österreichischen Bundesheer - lassen für Österreich u.a. folgende 2 Schlüsse zu:

 

1. Mit relativ geringen finanziellen Mitteln wäre es möglich, eine Grundversorgung in Österreich aufrecht zu erhalten. Dazu wäre es existenziell notwendig, schwerpunktmässig Tankstellen versorgungssicher zu machen, dh. mit Notaggregaten auszurüsten. Denn ohne Strom oder Notstrom ist es an keiner auch noch so gut befüllten Tankstelle möglich, Treibstoff oder Heizöl zu zapfen. Und ohne Mobilität ist eine Versorgung der Bevölkerung unmöglich. Plünderungen und Anarchie wären die unmittelbare Folge.

 

2. Österreich ist aktuell für den Fall der Fälle überhaupt nicht gerüstet. Bei der zuständigen BM Mickl-Leitner stoßen die Experten auf taube Ohren. Die Politiker spielen also zum wiederholten Male mit Leib und Leben der Bevölkerung, der Österreichische Weg heißt wieder einmal: "Solang nix passiert gschiacht nix!" Ein Armutszeugnis!

 

Welche Fragestellung lassen sich daraus betreffend der Mobilität auf Österreichs Schienen ableiten?

 

Die Bahnstromversorgung in Österreich (15.000 Volt Wechselstrom, 16 2/3 Herz) erfolgt zu einem Drittel durch Strom aus ÖBB-eigenen Kraftwerken (8 Wasserkraftwerke bspw. Kraftwerk Spullersee oder Uttendorf). Der restliche Strom kommt z.T. aus "Partnerkraftwerken" (bspw. OKA Kraftwerk Steeg an der Salzkammergutbahn) oder muß zugekauft werden. Hier sei deutlich gemacht, dass ein Verkauf der Kraftwerke wie von manchen aus der ÖPV gefordert völliger Nonsense ist, denn man begäbe sich dann in Abhängigkeiten und muß den Strom dann auch noch teuer zukaufen. Hier ist es sehr zu begrüssen, dass die ÖBB bis 2019 fast eine halbe Milliarde Euro in neue Kraftwerksbauten investiert.

 

Existenziell wichtiges Umspannwerk der ÖBB an der Brennerbahn - im Jahr 2013 ohne Personal vor Ort und ungesichert - leichte Beute für potentielle Aggressoren! "Blondes, blauäugiges Österreich"

 

Aber zurück zu den Fragestellungen:

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Wie abgesichert sind die ÖBB Kraftwerke gegenüber einem Blackout der übrigen Stromnetze?

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Werden die Kraftwerke und Umspannwerke der ÖBB in Krisenfällen (terroristische Aggression) überhaupt bewacht? Von wem?

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Gibt es einen Notfallplan?

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Kann durch Umschaltungen mit einem Drittel des normalerweise benötigten Stroms ein Notverkehr aufrecht erhalten werden?

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Unterhalten die ÖBB eine "Strategische Diesellokreserve"? Mit abgesicherten Tankstellen, damit auch getankt werden kann?

 

Wenn man sich ansieht, wielange die ÖBB bspw. letztes Jahr auf der Tauernbahn brauchten, einen hängengebliebenen Intercity abzuschleppen (nämlich mehrere Stunden) so überkommt mich wahrlich ein beklemmendes Gefühl wenn ich an eine wahrheitsgetreue Beantwortung dieser Fragen zum gegenwärtigen Zeitpunkt denke.

 

Ausgemusterte ÖBB Dieselloks in Reih und Glied in St. Pölten Alpenbahnhof - sie scheinen dort nutzlos zu vergammeln anstatt dass sie österreichweit aufgeteilt und für Notfälle bereit gehalten werden?!

 

Bis zum Ende des kalten Krieges unterhielt bspw. Schweden eine strategische Dampflokreserve für den Fall, dass ein EMP (Elektromagnetischer Impuls), ausgelöst durch die Zündung einer atomaren Waffe, die moderne Technik temporär unbrauchbar machen würde. Und Österreich? Wie beim Zivilschutz galt das Credo: "Solange nix passiert gschicht nix!"

 

Vor diesen Fragestellungen werden verantwortungsvolle Volksvertreter nicht länger davonlaufen können, hier gilt es schleunigst Nägel mit Köpfen zu machen! Nötigenfalls müssen unsere Volksvertreter mehr oder minder sanft dazu gezwungen werden!

 

Hinsichtlich dem Szenario von terroristischen Bedrohungen gilt Ähnliches, hier gilt es sicherzustellen, dass die nötige Infrastruktur (Kraftwerke, Umspannwerke, Brücken, Tunnels, Bahnhöfe..) entsprechend bewacht und gesichert werden kann. Beim gegenwärtigen Zustand unseres Bundesheeres ist auch das völlig unmöglich, hier müssen dringend wieder territoriale Kräfte (Landwehr) aufgebaut werden. Denn: "Wenn einmal wirklich etwas passiert dann ist es zu spät um erst mit dem Nachdenken beginnen zu können!"

 

Nota bene: Natürlich trifft dieses Gefahrenpotential auch auf kleinere Privatbahnen zu, auch wenn diese den Strom nicht selber produzieren bzw. die Strecke ohnehin mit Diesel betrieben wird.

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals Online publiziert: 3. Januar 2015; Ergänzungen: -

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Last modified  Samstag, 02. Mai 2015 11:23:53 +0200
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