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DEEF-Blog 2014: Einige Gedanken zum Fahrplanwechsel 2014/15

Alle Jahre wieder fiebern (oder zittern) die Eisenbahnfreunde und Eisenbahnnutzer dem Termin entgegen, wo der neue Fahrplan verfügbar ist. Wie bereits gesagt, sollte das eigentlich ein Tag der Freude sein, wenn man erfährt, welche Verbesserungen im Angebot es geben wird. Doch in Wahrheit werden zwar seitens der Marketingabteilung der Staatsbahn ÖBB immer wieder Jubelmeldungen hinausposaunt, wo ein paar Pendlerzüge mehr fahren oder man auf der Westbahnstrecke wieder ein paar Minuten schneller unterwegs ist. Doch davon wo trotz miserablem Angebot immer noch nichts geschieht oder gar, wo Züge gestrichen werden und das Angebot schlechter wird, davon erfährt man niemals etwas. Jubelmeldungen und Selbstlob, das hört man von der Staatsbahn ÖBB.

 

Eigentlich könnte ich den Blog vom letzten Jahr verwenden, einfach die Jahreszahlen ausbessern. "Nichts Neues im Westen" könnte man sagen. Es gibt natürlich ein paar marginale Verbesserungen, aber von großen Würfen wie einem Integralem Taktfahrplan (ITF) bundesweit (auch und besonders im inneralpinen Bereich) ist überhaupt nichts zu bemerken. Nicht einmal Ansätze dazu.

 

Positiv ist sicher, dass erstmals Fernverkehrszüge über den neuen Wiener Hbf. geführt werden. Aus dem Westen sind das allerdings zum Fahrplanwechsel nur die ICE-Züge, welche aus Deutschland via Passau und Linz kommend über den Lainzertunnel den Hauptbahnhof anfahren und dann weiter zum Flughafen Wien Schwechat. Die Railjets und Intercitys aus Zürich/Bregenz - Innsbruck - Salzburg (München) - Linz sowie die verbliebenen Intercitys steuern bis Dezember 2015 nach wie vor den Westbahnhof an. Eine Fahrzeitverkürzung nach/von Budapest ergibt sich somit leider erst Ende 2015 - man war offenbar mit den Gleislegearbeiten nicht fertiggeworden.

 

Verbesserungen für Salzburg gibt es laut ÖBB-Pressemeldung wie folgt:

 

1. Stabiler Railjet / IC Verkehr durch Entfall der Autobeförderung bei einem IC (Anm.: Nun 200 km/h Höchstgeschwindigkeit möglich statt 160)

 

Entgegnung: Die Liquidierung der Autobeförderung (und wohl auch des Speisewagens) ist deutlich negativer zu beurteilen als ein paar Minuten Fahrzeitgewinn

 

2. Mehr Railjets zwischen Salzburg und Innsbruck. Hervorgehoben wird die Reisequalität durch Kinderkino und Restaurant

 

Entgegnung: Bis vor wenigen Jahren haben alle Intercitys (wie übrigens in der Schweiz und Deutschland nach wie vor Standard) auch in Österreich einen echten großen Speisewagen mitgeführt, bevor die Wagen abgestellt und verscherbelt wurden bzw. diese der Verschrottung entgegensiechen. Man zerstört gute Strukturen und lobt dann den deutlichen minderwertigen Ersatz (Restaurant Railjet). Und es gab Zeiten, da führte ein Intercity namens "Tirolerland" sogar einen eigenen Kinowagen mit Kinobestuhlung und Kinoprojektor mit und nicht nur so ein Minikino für Kindern mit Minibildschirmen wie im RJ. Hier sollten die Managerinnen der ÖBB PV AG (Wagner, Kauper, ...) einmal Nachhilfeunterricht nehmen indem sie in den alten Unterlagen des Konzern blättern und studieren.

 

Und eine Chuzpe der besonderen Art sei erwähnt: Die erste Verbindung in der Früh von Salzburg gen Westen, der IC 118, fährt ab Fahrplanwechsel nur mehr ab Innsbruck. Für die Relation Salzburg-Innsbruck wird ein eigener Railjet eingeführt und man muß in Innsbruck umsteigen. Blöder geht es wohl nicht! Und eine wirkliche Frühverbindung nach Innsbruck wie vor 2 Jahren noch bewährt gibt es nach wie vor nicht. Noch negativer ist, dass abends die letzte Verbindung von Innsbruck nach Salzburg schon kurz nach 20 Uhr angeboten wird und nicht wie bis vor 2 Jahren nach 21 Uhr - so strandet man in Innsbruck, wenn man mit dem RJ aus Zürich kommt oder mit dem EC aus Italien. Äußerst negativ!

 

3. 2 Stunden Takt Salzburg - Klagenfurt durch 2 neue IC-Züge

 

Entgegnung: Die stellt zwar eine kleine Verbesserung im Vergleich zum status quo dar (jetzt gibt es eine Wartezeit von ca. 30 Minuten beim Umstieg in den RJ bzw. muß man die S-Bahn zwischen Villach und Klagenfurt nehmen), allerdings mußte man früher gar nicht umsteigen, da die IC von Salzburg alle bis Klagenfurt durchgebunden waren und nicht aus umlauftechnischen Gründen in Villach verendeten.

Und wiederum eine Chuzpe: Der letzte IC von Klagenfurt nach Salzburg fährt nach wie vor um 18.45 und nicht um 20.45, wie bis vor 1 Jahr üblich. Dieser Zug um 20.45 fährt zwar und ist sogar mit einem Mitarbeiter für den Speisewagen besetzt, allerdings spart man sich den Schaffner ein indem man den Zug versperrt und als Geisterzug führt. Soweit zur Kundenorientierung der Staatsbahn ÖBB.

 

Gewürzt wird dieser neue Fahrplan durch eine Preiserhöhung, die lt. ÖBB moderat unter der Inflationsrate liegt. Im Duchschnitt so wird propagiert liegt die Erhöhung bei 1,1%. Warum man dann die Premiumkunden verärgert und die Österreichcard 2. Klasse um 2,5% erhöht und die Österreichcard 1. Klasse gar um 5%!!, das wird nicht gesagt und läßt sich auch nich logisch nachvollziehen. Schließlich schafft man ja gleichzeit in allen Inercitys und Eurocity die Businessklasse ab und 1. Klasse abseits von Railjet und Intercity ist im Gegensatz zur SBB und DB nach wie vor für die ÖBB ein Fremdwort.

 

Der neue Bundesminister Alois Stöger hat kurz nach seinem Amtsantritt im September 2014 gesagt, für ihn seien Autoreisezüge und auch Nachtzüge wichtige Angebote an die Reisenden. Warum man dann nach dem letztjährigen Aus für den Autoreisezug Wien - Lienz nun den letzten Autoreisezug am Tag von Wien über Innsbruck nach Feldkirch liquidiert scheint schon sehr fragwürdig - hier sollte zukünftig das BMViT nicht die ÖBB schalten und walten lassen wie das zu den unsäglichen Zeiten der Frau BM Bures der Fall war.

 

Weitere Schwachstellen österreichweit wird man wohl erst ab dem 15. Dezember konkret feststellen können - darüber werden ich dann ggf. an dieser Stelle publizieren.

 

PS: Einen Ansatz zur Verbesserung in Salzburg stellt ein REX am Abend kurz nach 21 Uhr ins Gasteinertal dar. Aber auch hier gab es bis 2005 einen Regionalverkehr, der dann im Rahmen der Bauarbeiten an der Tauernbahn Nordrampe komplett liquidiert und durch Busse ersetzt wurde. Hier sollte dringend ein taktmässiger S-Bahn-Verkehr Schwarzach-St. Veit - Böckstein (Anschluß Tauernschleuse > Kärnten) installiert werden.

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals Online publiziert: 15. November 2014; Ergänzungen: -

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Last modified  Samstag, 02. Mai 2015 11:23:52 +0200
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