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DEEF-Blog 2013: Im polnischen Speisewagen quer durch Österreich

Autor: Dr. Michael Populorum, 23.2.2013

Eine höchst erquickende Fahrt konnte ich neulich im Zug durch Österreich machen oder bescheidener formuliert durch einen Teil Österreichs. Nämlich von Leoben über Bruck an der Mur, die Ghegersche UNESCO Weltkulturerbestrecke über den Semmering und Wiener Neustadt nach Wien und sogar darüber hinaus. Wohlgemerkt nicht im Businessabteil eines IC oder der Businessclass eines Railjets, nein, viel feiner (weil exotischer) - im polnischen Speisewagen.

Der Speisewagen, ein postkommunistisches Fabrikat mit eher sterilem Innendesign verkehrt regelmässig von Villach über Wien, Breclav (Lundenburg) quer durch Tschechien in die Hauptstadt Polens Warschau. Angehängt ist der "rollende Gourmettempel" an den EC 102/103 Polonia.

Bericht: Im Polnische Speisewagen des EC 102 Polonia von Leoben nach Hohenau an der March. Dr. Michael Populorum 2013

Polnischer IC-Speisewagen, modernes Design aussen

Ich war bis Wiener Neustadt der einzige Gast im Speisewagen. Die Crew bestand aus 3 jungen Polen: Der eine war im Service im Speisewagen, der andere in der Küche und der dritte rollte ab und an mit seiner Minibar durch den Zug, der - von ein paar ÖBB IC-Wagen an der Zugspitze nach Lundenburg abgesehen - aus polnischem Rollmaterial bestand.

Bericht: Im Polnische Speisewagen des EC 102 Polonia von Leoben nach Hohenau an der March. Dr. Michael Populorum 2013

Sauber aber eher steril innen - kein Vergleich zu den alten ungarischen Speisewägen am Wiener Walzer so vor gut 20 Jahren

Gleich nach Leoben kam der Kellner freundlich auf mich zu und fragte was ich wolle. "Essen" sagte ich und natürlich was trinken. Die Bestellung des Essen bedurfte natürlich einer Speisekarte, während das Trinken weniger Umstände erforderte. "Pivo" sagte ich, "polnisches". "bitte" natürlich auch, ich bin ja ein höflicher Mensch. Dem Wunsch nach "grossem Pivo" konnte nicht entsprochen werden, es gab nur kleines, also ein sogenanntes "Seidl Bier". Das kam prompt, ein Zywiec in der Flasche, sowie die Speisekarte. Der Kellner empfahl mir ein Eisbein mit Senfsauce aber sowas esse ich eher selten bis gar nicht - ich bin ja schließlich kein "Piefke", mit dem man solch´Essen meist assoziiert.

Bericht: Im Polnische Speisewagen des EC 102 Polonia von Leoben nach Hohenau an der March. Dr. Michael Populorum 2013

Sogleich tat sich eine Frage auf: Wieviel kostet das eigentlich?? Die Preise waren nämlich in Zloty angegeben und bei solch´exotischen Währungen sollte man stets auf der Hut sein (auch wenn der Kommunismus - angeblich - schon vorbei ist). Ich erinnere mich noch als ich mit dem Klexi damals von der Tschechei rüber ins Polnische gefahren bin, da haben wir für ein Mittagessen und ein paar Bier fast eine Million Zloty bezahlt. Offenbar hat man da ein paar Nullen weggestrichen, das Bier kostete weniger als 10 Zloty. "Einfach durch 4 teilen" meinte der Kellner, denn die Preise waren mitten im Euroland Österreich ausschliesslich in Zloty angegeben.

Bericht: Im Polnische Speisewagen des EC 102 Polonia von Leoben nach Hohenau an der March. Dr. Michael Populorum 2013

Ein bekanntes polnisches Bier (Piwo), das Zywiec. Und es schmeckte gut. 0,33 l Zloty 9,50 (also ca. 2,40 Euro)

Ich entschied mich für eine Kartoffelsuppe und danach sollte mir der Kellner anstatt Eisbein gebratene Stücke vom Hendl bringen. Was dann auch passierte.

Bericht: Im Polnische Speisewagen des EC 102 Polonia von Leoben nach Hohenau an der March. Dr. Michael Populorum 2013

Die Kartoffelsuppe mit Einlage von Speck und Gemüsestückchen schmeckte auch nicht übel. Dazu 3 getoastete Weißbrotscheiben. Kosten 9,90 Zloty (ca. 2,50 Euro)

 

Bericht: Im Polnische Speisewagen des EC 102 Polonia von Leoben nach Hohenau an der March. Dr. Michael Populorum 2013

Die Hauptspeise: Hühnchenbrust mit Kuskus, gedünstetem Paprika, Zwiebeln und Tomaten, dazu ein Salatmix mit Vinaigrette. Preis 26,90 Zloty (6,70 Euro). Etwas trocken die Angelegenheit aber mit dem Salat und 3 Piwos ging das in Ordnung

Fazit:

Die Fahrt machte Spass und das Essen war auch innerhalb akzeptabler Parameter. Eine Fahr in einem richtigen Vollspeisewagen macht wirklich mehr Vergnügen als sich das Essen im Railjet am Platz servieren zu lassen oder es in diesem trotz Umbau weiterhin unterdimensionierten Restaurant des Railjets einzunehmen.

Ein Jammer was da in Österreich abläuft - nahezu kein Intercity hat mehr Speisewagen, man fährt bspw. durch ganz Österreich von Wien bis Bregenz oder von Salzburg bis Münster (Westfalen) ohne Speisewagen, nur mit einem "mobilen Bordservice" - eine weitere Peinlichkeit dr ÖBB PV AG. Man läßt Speisewagen lieber in Wien West und Wien Meidling vergammeln statt sie wieder fit zu machen und der Kundschaft ein ordentliches Service zu bieten - so wie man es früher in Österreich gewohnt war oder im Ausland rundum nach wie vor geniessen kann.

Forderung: Speisewagenbetrieb in den ÖBB Intercitys!

Bericht: Im Polnische Speisewagen des EC 102 Polonia von Leoben nach Hohenau an der March. Dr. Michael Populorum 2013

Link: Speisewagenbetrieber WARS (mit Speisekarte): www.wars.pl

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals Online publiziert: 23. Februar 2013; Ergänzungen: :

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