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DEEF-Blog 2013:

Laibach statt Ljubljana und Innichen statt San Candido- Geschichtsnachhilfe für die ÖBB

Autor: Dr. Michael Populorum, 13.8.2013

Gestern habe ich einen wieder einmal ausgezeichneten Artikel von Hans Winkler in der Zeitung "Die Presse" gelesen. Titel " Deutsch für Inländer: Nur noch Rückzugsgefechte. Über den Gender-Schwachsinn und den traurigen Verlust der österreichischen Sprache". Neben diversen Negativbeispielen im Umgang mit der deutschen Sprache schnitt Winkler auch das Thema "deutsche Ortsnamen im Ausland" kurz aber prägnant wie folgt an:

"Weil wir schon bei Slowenien sind, müssen wir wieder einmal daran erinnern, dass die Stadt Maribor an der Drau auf Deutsch Marburg heißt und Ljubljana auf Deutsch Laibach genannt wird. Wem möchte man etwas Gutes tun, wenn man bei uns die slowenischen Namen verwendet? Man schreibt ja auch nicht Roma, Praha oder Brno, Warszawa und Firenze. Im Übrigen steht sogar auf den Ortstafeln in Marburg der deutsche Name unter dem slowenischen. Warum wollen wir slowenischer sein als die Slowenen? Es handelt sich auch um eine Geschichtsvergessenheit. Wenigstens am Namen sollte man noch die Hauptstadt der ehemaligen Untersteiermark erkennen dürfen" (Die Presse 12.8.2013, Print und Online).

Diese Botschaft sollte auch mal bei den ÖBB ankommen, die sich ja seit einigen Jahren der bedingungslosen Verwendung der ausländischen Stationsbezeichnungen verschrieben hat obwohl es deutsche (österreichische) Bezeichnungen gibt, die sowohl von der Geschichte als auch von der Verwendung in der Bevölkerung her angebrachter erscheinen.

Warum man mitten in Wien den REX nach "Znojmo" ankündigt und nicht nach "Znaim" finde ich genauso irritierend wie die Ankündigung eines REX in Linz nach "Ceske Budejovice" statt nach "Budweis". Da ich den Vizebürgermeister von Retz persönlich kenne fragte ich ihn, ob man denn bei ihm im Ort und in der Region "Znojmo" sagt - "keinesfalls" war die Antwort, alle bezeichnen das Städtchen jenseits der seit 1919 neu gezogenen Grenze als Znaim. Das weltbekannte Bier aus "Ceske Budejovice" heißt weltweit Budweiser, es verwendet eigentlich jeder die Bezeichnung "Budweis" nur die ÖBB kündigen die Züge nach "Ceske Budejovice" an. Warum betreibt man diese Verleugnung der österreichischen Geschichte und der bis heute gültigen deutschen Bezeichnung für diese Örtlichkeiten? In internationalen Fahrplänen mag ja die heutige Schreibweise ggf. mit der deutschen Bezeichnung angebracht erscheinen, aber nicht am nationalen Fahrplan, bei den Stationsdurchsagen und den Monitoren im Inland.

ÖBB Monitoranzeige Bhf Retz nach Znaim vulgo Znoijmo

Monitoranzeige in Retz - dort sagt niemand Znojmo sondern Znaim

Als ich 1976 nach der Matura eine Österreichrundfahrt mit der Bahn machte, da sah ich im Wiener Raum noch die grünen Spantenwagen, die nach "Lundenburg" fuhren (heute als "Breclav" bezeichnet) und die hatten selbstverständlich "Lundenburg" am Waggon angeschrieben. Detto nach "Ödenburg" (heute "Sopron"). Vor wenigen Jahren führten die ÖBB einen Eurocity mit dem Namen "Agram" nach dem heutigen "Zagreb".

Ganz grotesk wird es, wenn man sich die Verwendung der Namen in Südtirol durch die ÖBB ansieht. Während in Südtirol selbst seit nunmehr ca. 2 Jahren in den Zügen der SAD, welche durch das Land Südtirol betrieben werden, wieder die Tiroler Namen vor den von den Italo-Faschisten aufoktroyierten italienischen Kunstnamen angesagt werden bzw. auf den Displays erscheinen, also bspw. Franzensfeste/Fortezza, Brixen/Bressanone, Innichen/San Candido, hält die ÖBB nach wie vor an der umgekehrten Schreibweise fest. Noch schlimmer: Man findet am ÖBB Automaten bei Eingabe von "Innichen" keine Station, man wird nicht mal weitergeleitet auf "San Candido" wie bspw. von "Znaim" auf "Znojmo". Das ist wohl heftig und wohl ein Affront gegenüber allen Tirolerinnen und Tirolern.

Dringende Empfehlung:

Wo auch heute noch österreichische/deutsche Ortsnamen für (heute) im Ausland liegende Orte/Städte von der österr. Bevölkerung überwiegend verwendet werden sollte das auch von der ÖBB bei Stationsdurchsagen und Monitoransagen sowie im Aushangfahrplan so gepflogen werden. Das betrifft u.a.:

Brenner/Brennero, Franzensfeste/Fortezza, Bozen/Bolzano, Innichen/San Candido etc. und nicht umgekehrt

Budweis statt Ceske Budejovice und Krumau statt Ceske Krumlov (bei der Eröffnung der heurigen grenzüberschreitenden OÖ Landesausstellung hat LH Pühringer selbstverständlich von Budweis gesprochen und auch von Hohenfurt statt von Vyssi Brod)

Znaim statt Znojmo

Marburg statt Maribor

Laibach statt Ljubljana

Belgrad statt Beograd

Tarvis statt Tarvisio

....

Bspw. beim EC 102/103 "Polonia" von Villach nach Warschau kann ruhig das Zuglaufschild die Orte in der jeweiligen Landessprache nennen aber am Monitor in Villach oder Wien oder bei der Lautsprecherdurchsage hat ein "Warszawa" nichts zu suchen, die hierzulande gebräuchliche Bezeichnung lautet "Warschau".

Für Reisende aus dem Ausland könnte man ja überlegen, den Namen in der Landessprache in Klammer zu setzen.

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 13. August 2013; Ergänzungen:

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