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DEEF-Blog 2013:

Über den Zusammenhang von Butterkipferl und ÖBB-Nebenbahnen

Autor: Dr. Michael Populorum, 26.6.2013

Ein Teil meiner gewogener Leserschaft wird sich wohl fragen, ob der Herr Chefredakteur ob der Hitze letzte Woche nicht einen mehr oder minder nachhaltigen Sonnenstich erlitten hat. Ich kann aber alle beruhigen, ich erfreue mich immer noch eines sehr wachen und scharfen (Haus-) Verstandes. Also was hat es mit der Assoziation Butterkipferl und ÖBB-Nebenbahnen auf sich?

Seit gut einem Jahr wird den Premiumkunden in den ÖBB-Lounges ein mehr oder minder "grausiges" nach Chemie riechendes eingeschweißtes Butterkipferl kredenzt. Vorbei die Zeiten als die Kipferl je nach Lounge unterschiedlich waren und vor allem genießbar, sie wurden nämlich lokal eingekauft und somit auch die lokale Wirtschaft belebt. Und das Service war gut, sorgten doch bspw. in Salzburg Bahnhofswirt Teuschl und sein Team dafür, dass sich die Loungebesucher rundum wohlfühlten. Heute wird das von Damen und Herren von e-Express erledigt oder auch nicht erledigt. Schmutzige Gläser, unabgewaschenes Geschirr und Mitarbeiter/innen, die vom Habitus eher nicht zu den Loungebesuchern passen - es war schon skurill anzusehen, wie ein Mitarbeiter mit Warnweste Gläser abräumte und den Geschirrspüler fütterte.

Aber zurück zu den Kipferln: Beschwerden fruchteten nichts, nach wie vor werden die zentraleingekauften eingeschweißten "Chemiebomben" kredenzt. Offenbar aufgrund des Geruchs und des Geschmacks ist jedoch immer öfter zu beobachten, dass selbst am frühen Nachmittag noch Kipferl vorhanden sind, die Kunden rümpfen offensichtlich die Nase und machen einen Bogen um diese Art Kipferl.

ÖBB Lounge Kipferl DEEF / Dr. Michael Populorum 2013

Letzte Woche kam mir dann zu Ohren, dass man überlegt, die Premiumkunden gar nicht mehr mit Kipferl zu verwöhnen, sie sollen angeblich gestrichen werden. Simple Begründung: Die Lounge-Besucher wollen offensichtlich keine Kipferl mehr und natürlich könnte dann ein Manager auch was einsparen helfen, wofür er dann eventuell satte Bonuszahlungen auf sein Konto überwiesen bekommen könnte. Bei manchen Leserinnen und Lesern wird es zwischenzeitlich "klick" gemacht haben, liegt doch der Zusammenhang mit den Vernichtungen der Nebenbahnen nun offensichtlich auf der Hand:

Jahrelang wurde in Österreichs Nebenbahnen nichts investiert, weder in die Infrastruktur (Oberbau, Brücken, Bahnhöfe) noch in das rollende Material. Eine Langsamfahrstelle folgte auf die andere. Obendrein wurde der Fahrplan unattraktiviert, ausgedünnt und Anschlüsse nicht sichergestellt, sodass immer weniger Fahrgäste sich eine Reise mit der Nebenbahn (Regionalbahn) antaten. Was viele eindimensional denkende Eisenbahnmanager und Politiker zu dem fatalen bewussten oder unbewussten Schluß wie beim Butterkipferl verleitete: Die Nebenbahn mag niemand, es fährt niemand damit, also können wir sie ja gleich einstellen. Dass es am Angebot, an der Qualität mangeln könnte darauf kam wohl niemand. Ausser man unterstellt den handelnden Personen Vorsätzlichkeit, was natürlich anhand der tagtäglichen Meldungen in den Medien über Korruption und Misswirtschaft natürlich nicht ausgeschlossen werden kann.

ÖBB Vernichtung Nebenbahnen DEEF Dr. Michael Populorum 2013

Fazit: Gebt den Premiumkunden in der Lounge ordentliche Kipferl vom lokalen Bäcker serveriert vom lokalen Bewirtschafter. Dann sind alle zufrieden, die Premiumkunden, die lokale Wirtschaft und die ÖBB, deren Zufriedenheitswerte steigen werden.

Und gebt uns moderne Regionalbahnen anstatt die letzten von unseren Vorvätern oft unter Schweiß und manchmal auch Blut errichteten Strecken zu zerstören. Dann wird es immer mehr zufriedene Kunden auch  abseits der Ballungsräume geben, die immer öfter ihre Blechkarosse stehen lassen und mit der Bahn zur Arbeit und in den Urlaub fahren. Die Umwelt wird es uns danken und statt Stau, Lärm und Gestank können wir wieder beruhigter durchschnaufen und uns an einer besseren Lebensqualität erfreuen.

Und wie geht das? Eigentlich ganz einfach: Gebt uns endlich bessere Politiker und bessere Bahn-Manager, die nicht aus Eigennutz und Machgelüsten handeln sondern das Wohl Ihrer Kunden und ihrer Bürger im Auge haben. Die vernetzt, multidimensional und nachhaltig zu denken gelernt haben und aufgrund ihres Könnens und ihrer Redlichkeit wegen ausgewählt werden und nicht aufgrund des Parteibuchs und diverser Seilschaften und Freunderlwirtschaften.

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 26. Juni 2013; Ergänzungen: -

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Last modified  Samstag, 02. Mai 2015 11:23:47 +0200
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