Autor: Dr. Michael Populorum, 8.5.2012

Eisenbahnfahrten sind für mich immer ein äusserst angenehmes Ereignis, oftmals ist dabei auch der Weg das Ziel. Bahnfahren ist für mich Kontemplation aber auch Motivation und Steigerung meiner Schaffenskraft, meine Kreativität wird angeregt. Was liegt daher näher als das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und öfter mal "auszurücken" und während der Bahnfahrt kreativ und schaffenskräftig zu sein, sprich den Waggon als "rollendes Büro" zu gebrauchen. Dank Österreichcard bin ich diesbezüglich ja recht flexibel.

Besonders oft habe ich diesbezüglich den IC 542 von Salzburg über Zell am See und Kitzbühel ins Tirolerische hinein genutzt, sei es bis Innsbruck oder so wie heute nach Jenbach. Von Innsbruck dann oftmals mit dem RJ über den Arlberg nach Feldkirch und dann retour oder gleich von Innsbruck wieder mit dem selben Zug retour nach Salzburg, die halbe Stunde Wendepause zur Erfrischung in der Lounge nutzend oder zur Verproviantierung im M-Preis.

Die Fahrt heute war herrlich, die Maiwiesen saftig grün und dicht durchsetzt mit knallgelbem Löwenzahn und daneben die Berge, von denen noch weiß der Schnee des eben zu Ende gegangenen Winters heruntergrüßt. An den Gestaden des Zellersees, im Geburtsort meiner Frau Mama Zell am See, überlege ich kurz, ob ich aussteigen und mit der Krimmlerbahn (Pinzgabahn) nach Mittersill fahren soll, das Kitzsteinhorn wirkt an diesem herrlichen Sonnentag ja magisch anziehend und noch anziehender der Gedanke, in Mittersill im geschätzten Gasthof Bräurup einzukehren. Aber ich fahre weiter in meinem rollenden Büro bis Jenbach.

Dort herrscht reger Betrieb, vor allem die Zillertalbahn macht durch dichte Rauchschwaden aus dem Heizhaus auf sich aufmerksam. Ich kehre im Achenseebahn Stüberl ein, wie schon zig Male vorher und genehmige mir ein Weihenstephaner und dazu einen Schweizer Wurstsalat. Neben Zeitungslesen delektiere ich mich an meinem Logenplatz direkt neben den Gleisen an dem regen Zugverkehr auf den 3 Bahnen mit 3 unterschiedlichen Spurweiten.

Dann nach einer Stunde geht es wieder retour. Mein Platz im 1. Klasse Großraumwagen von der Hinfahrt ist wieder frei und so arbeite ich durchgehend bis Salzburg an diesem großen edlen Holztisch in Echtledersessel sitzend. Als ich im Salzburger Hauptbahnhof ankomme ist die Studie fertig und ich genehmige mir zur Feier des Tages in der Lounge noch ein kleines Zipfer Pils. Wäre ich nicht fertiggeworden bis Salzburg, so wäre ich eventuell bis Linz weitergefahren und hätte in der dortigen Lounge den Projektabschluß begossen.

Warum stressen sich eigentlich immer noch soviele Leute in ihren Benzinkutschen oder Dieseldreckschleudern tagtäglich ab wenn es doch im Zug viel bequemer und vor allem kontemplativer ist?

Hier kann man kreativ und schaffenstüchtig sein - IC Großraumwagen 1. Klasse der ÖBB (Foto Dr. Michael Populorum)

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Bericht von: Dr. Michael Populorum, Chefredakteur DEEF;  Erstmals online publiziert: 8. Mai 2012; Ergänzungen: :